Eisenstadt - Das Burgenland ist gerade dabei, unter Beweis zu stellen, dass das Wunder der Brotvermehrung sich auch heute noch ereignen kann. Wie Landeshauptmann Hans Niessl schon zu Wochenbeginn und der Bewag-Vorstand jetzt endlich auch am Wochenende bestätigt hat, werden Töchter der Bewag - die Austrian Windpower und der Kabel- und Internetbetreiber Bnet mit ihren ausländischen Töchtern sowie der Elektronikhersteller Becom - zum Verkauf angeboten.

Das Erstaunliche daran ist bloß, dass genau dieser Vorgang - der Verkauf - schon im Vorjahr über die Bühne gegangen ist. Damals hat eine neugegründete GmbH - die Burgenländische Landesholding, die zu 100 Prozent im Eigentum des Landes steht - alle Landesbeteiligungen um 230 Millionen Euro erworben. Mit dem Geld wurde der sogenannte Burgenland-Fonds gegründet, aus dem nach Venture-Manier wichtige Wirtschaftsprojekte gefördert werden sollen.

Die Bewag und Landeshauptmann Niessl erwarten sich nun vom Verkauf "zumindest 100 Millionen", wie Bewag-Vorstandssprecher Hans Lukits sagt. Diese aber sollen, so sagt er auch, "zum Eigentümer als Sonderdividende durchgereicht werden".

Erlös fließt in Burgenland-Fonds

Hans Niessl allerdings bestimmte bereits, dass mit dem Erlös - also gemäß Beteiligungsverhältnis 51 Millionen Euro (49 Prozent an der Bewag hält die mehrheitlich der EVN gehörende Burgenland Holding) - wiederum der Burgenland-Fonds gespeist werde. Allerdings "werden wir auch bei nötigen Infrastrukturprojekten darauf zurückgreifen", konkret nannte Niessl die Renovierung des Krankenhauses Oberwart, die er mit 80 bis 100 Millionen veranschlagt.

Dummerweise aber muss der eigentliche Eigentümer der Bewag, also die Burgenländische Landesholding, weiterhin jene Kredite bedienen, mit denen er dem Land seine Beteiligungen abgekauft hat (und da sind die 140 Millionen, welche die Belig für die Landes-Liegenschaften bezahlt hat, noch nicht eingerechnet).

Das konnte sie bisher durchaus mit den Dividenden der erworbenen Firmenbeteiligungen. Die, verspricht Hans Lukits, "werden sich durch den Verkauf nicht vermindern". Allerdings sagt er auch: "Der Verkauf betrifft rund ein Drittel des Unternehmenswerts der Bewag-Gruppe."

Oder anders: Der Glaube ist es, der Berge versetzt. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.11.2007)