Mehr Planposten für mehr Problemfälle: Dimitz

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Wien - Für die Sozialarbeiter der Jugendämter, die bei Verdacht auf Kindesmisshandlung von allen Behörden am nächsten dran sind, weil sie zu den betroffenen Familien geschickt werden, um Hilfe zu leisten, waren die vergangenen fünf Jahre laut Georg Dimitz keine guten Jahre. Zwar habe es "keine Einsparungen" gegeben - aber eben auch "keine zusätzlichen Planposten und Gelder", schildert der Sozialarbeiter-Vertreter im Österreichischen Gewerkschaftsbund - und das schlage sich angesichts "von immer mehr Fällen, die zu betreuen sind", negativ zu Buche.

In Wien etwa gingen seine derzeit "rund 280 Kolleginnen und Kollegen, die Basisarbeit verrichten" täglich inzwischen rund 40 Fällen von "Gefährdung Minderjähriger" nach, sagt der 53-Jährige. Im Jahresvergleich zwischen 2005 und 2006 habe sich die Zahl von Prügel- und Missbrauchsverdachten um gleich 13 Prozent - von rund 10.000 auf rund 11.500 Fälle - erhöht.

Blessuren

"Das hängt vielfach mit der zunehmenden Sensibilisierung in der Bevölkerung für das Thema nach PR-Kampagnen gegen Gewalt in der Familie zusammen", meint Dimitz. Der zusätzliche Arbeitsanfall könne nur bewältigt werden, "indem wir uns, um einen Vergleich aus der Ersten Hilfe herzuziehen, nur mehr um Schwerverletzte kümmern, statt darauf zu schauen, dass aus leichten keine schlimmen Blessuren werden." Oft sei "gründliche Kommunikation von Amt zu Amt" unmöglich, was Dimitz auch in dem zwischen Niederösterreich und Tirol sich abspielenden Fall Luca für möglich hält.

Zudem mache sich immer unangenehmer der Umstand bemerkbar, "dass es in Österreich weder im Schul-, noch im Gesundheitssystem genug Sozialarbeiter gibt." Probleme in Klassen - "wenn eine Lehrerin bei einem Kind Verdacht auf sexuellen Missbrauch hat" - würden aus diesem Grund "über kurz oder lang bei den Jugendämtern landen".

Dimitz hat für Wien eine Sozialarbeiter-Bedarfserhebung erstellt: Um der Aufgaben gerecht zu werden, müssten "um 36 Dienstposten mehr" geschaffen werden. Doch das sei in Zeiten des auf finanzielle Effizienz setzenden "New Public Management" ein schwer erreichbares Ziel. Vielmehr bringe das Sparen einzelne Behörden dazu, "ihre Kernaufgaben in den Mittelpunkt zu rücken": Ein Prozess, der etwa auch "die Sozialarbeiter aus den Aufnahmestationen der Spitäler praktisch hat verschwinden lassen". (bri, DER STANDARD Printausgabe, 24./25.11.2007)