In Kanada hat erneut der Tod eines Mannes, der mit einer Taser-Pistole beschossen wurde, Entsetzen ausgelöst. Der 45-jährige Howard Hyde starb Donnerstagabend in einem Gefängnis in Halifax, rund 30 Stunden nachdem er auf einer Polizeistation mit diesem Elektroschockgerät getroffen worden war.

Hyde wurde kurz nach dem Beschuss ins Krankenhaus eingeliefert und dann wieder ins Gefängnis entlassen. Der zuständige Polizeichef Tony Burbridge erklärte, es sei verfrüht, den Schluss zu ziehen, dass der Taser etwas mit diesem Tod zu tun habe.

Nur eine Woche davor war ein Videoband veröffentlicht worden, das den Tod des polnischen Immigranten Robert Dziekanski auf dem Flughafen in Vancouver dokumentiert. Darauf sieht man, wie den 40-Jährigen, der kein Englisch sprach, der Schuss aus der Taser-Pistole eines Polizeibeamten traf. 50.000 Volt Strom fuhren in seinen Körper. Der Mann stieß furchtbare Schreie aus und fiel zu Boden. Innerhalb von Sekunden wurde er erneut getasert. Vier Polizisten überwältigten ihn und drückten ihn auf den Boden. Die Schreie verstummten.

Überprüfung der Waffe

Nun hat Sicherheitsminister Stockwell Day eine Untersuchung dieser Tragödie angekündigt, die in der gesamten Welt Aufsehen erregte. Die Regierung der Provinz British Columbia entschuldigte sich bei der Familie von Dziekanski und will die Anwendung von Taser-Waffen überprüfen. Diese Geräte können Menschen vorübergehend bewegungsunfähig machen. Zwei kleine Metallharpunen, die in den Körper geschossen werden, setzen dort blitzschnell Stromstöße frei.

In den USA und in Kanada sind Angaben des kanadischen Fernsehsenders CBC zufolge bisher 301 Menschen gestorben, nachdem sie mit Taser-Waffen geschockt worden waren. Die Herstellerfirma Taser aus Texas bezeichnet die Geräte als sicher. In Kanada sei noch nie in einem medizinischen Untersuchungsbericht ein Tod auf die TaserWaffe zurückgeführt worden, erklärte ein Sprecher.

"Sauerstoffmangel"

Der US-Experte Donald Van Blaricom sagte, die Todesfälle nach dem Einsatz von Tasern stammten nicht von Stromstößen sondern vom nachfolgenden Kampf zwischen Polizei und Verhaftetem. Oft sei die Todesursache Herzstillstand oder Ersticken, wenn die überwältigte Person nicht mehr zu atmen vermöge. "Sie entwickeln einen nicht zu überwindenden Sauerstoffmangel."

Amnesty International sagt, Taser-Waffen würden von der kanadischen Polizei zu häufig und zu rasch eingesetzt. Auch in anderen Ländern gibt es Bedenken gegen die Geräte.

Die österreichische Exekutive verfügt seit 1. Juni 2006 über rund 200 Taser. Polizeiauskünften zufolge werden "nur speziell ausgebildete Beamte" wie zum Beispiel jene der Spezialeinheit Cobra damit ausgerüstet. Bisher seien Taser in 50 Fällen angewendet worden, es habe dabei keine Zwischenfälle gegeben. (Bernadette Calonego, DER STANDARD Printausgabe, 24./25.11.2007)