Das große Gewurl beim Spielefest im Austria Center beweist wieder einmal: Die Stadt wird zu einem Gutteil auch vom Homo ludi bevölkert. Der Spieltrieb unserer Spezies ist auch im Großstadtdschungel ungebrochen.

Doch wo lebt man diesen Trieb aus? Zunächst in den eigenen vier Wänden. Was uns wieder einmal daran erinnert, dass schon ewig lange kein Spieleabend mit Freunden organisiert wurde. Schändlich.

Doch sonst? Für Kleinkinder ist das überhaupt keine Frage, wo der richtige Platz zum Spielen ist. Überall! Im Haus, im Gang, im Garten, auf der Straße – gespielt wird mit Blättern, Rollsplitt, Schneehaufen und wenn man nicht aufpasst auch mit Hundstrümmerln. Doch dieser Drang wird schnell kanalisiert: Auf Wohn- und Kinderzimmer oder Spielplatz. Wer gegen das Garagentor ballestert, ist schnell vertrieben. Die größeren Kids bekommen daher ihren Käfig im Park – und den Computer daheim.

Prater und Computer

Und die ganz Großen, die sich ihr kindliches Gemüt erhalten haben, greifen zum Brettspiel, gehen einmal pro Jahr in den Wurstelprater, verdrängen ihre Kinder von der Kleinbahn, bauen vor ihrer Nase deren Modellbausätze zusammen – oder setzen sich vor den Computer. Und der Homo ludi fußballensis geht ins Stadion.

Im öffentlichen Raum hat das Spielen hingegen nichts verloren. "Die Straße ist kein Spielplatz", wurde uns von Klein auf eingetrichtert. Warum eigentlich? Nur kleine Nischen haben sie uns da draußen übrig gelassen. Ein großes Schachspiel im Park, hie und da eine Boule-Bahn, ein Tischtennistisch im Freibad und ganz selten wird dem öffentlichen Raum ein Beach-Volleyball-Platz abgetrotzt. Sonst aber ist der Straßenraum fast ausschließlich der Mobilität und dem Konsum vorbehalten.

Provokation

Sogar das platzsparende und fast heimliche Spielen mit dem Nintendo oder anderen Taschencomputern ist da draußen schon wieder zur Seltenheit geworden. Was bleibt, ist die Provokation: Politiker, die unbedingt auffallen wollen, füllen einen Parkschein aus und veranstalten auf einem leeren Parkplatz ein Picknick. Vielleicht genieren wir uns nur, das Kind in uns öffentlich zur Schau zu stellen? Aber das kann man überwinden. Wann haben wir eigentlich das letzte Mal "gezehnerlt"? Vielleicht sollte man einfach wieder einmal runter auf die Straße gehen und am Gehsteig ein paar Cent-Münzen in Richtung Hauswand schnipsen. Oder Gummihupfen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 24./25.11.2007)