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Foto: REUTERS/Mihai Barbu
Im Alltag verbinden wir Karriere mit hierarchischem und finanziellem Aufstieg. "Machst du jetzt auch noch Karriere?!", meinen wir zu X, die uns von ihrem Aufstieg zur Abteilungsleiterin und einem beachtlichen Gehaltssprung berichtet.

Aber nicht nur das: Die meisten von uns erwarten, dass zum sogenannten objektiven Karriereerfolg, der durch Einkommen und hierarchische Position beschrieben wird, automatisch subjektiver Karriereerfolg in Form von Karrierezufriedenheit kommt. Ist das tatsächlich so? Theoretische und empirische Ergebnisse meinen: nicht notwendigerweise.

So zeigt sich in unserem Sample aus Absolventen der WU Wien, dass dieser Gleichlauf - die Achse der Kongruenz - nur bei etwa der Hälfte der Personen zu finden ist. Die andere Hälfte befindet sich auf der Achse der Diskrepanz. Sie sind im Vergleich zu anderen objektiv erfolgreich, aber subjektiv erfolglos oder objektiv wenig erfolgreich, doch subjektiv sehr zufrieden mit ihrer Karriere.

Nähere Beschäftigung mit der Gruppe von Absolventen, die im Vergleich hohen objektiven, aber geringen subjektiven Karriereerfolg aufweisen, ergibt:
  • Diese Personen sind im Schnitt sehr führungs- und leistungsorientiert. Aus der Erfahrung heraus, dass ihre Anstrengungen zu objektivem Erfolg führen, geben sie sich mit Erreichtem nicht zufrieden. Sie jagen in der "Tretmühle des Erfolges" bereits dem nächsten Karriereschritt hinterher. Gleichzeitig suchen sie sich Referenzgruppen, die ihnen einen Schritt voraus sind. Damit müssen sie im Vergleich stets schlechter abschneiden. Die Folge: subjektive Unzufriedenheit und das Streben nach Mehr.
  • Oft handelt es sich um "unhappy rich kids". Diese finden sich aufgrund eines hohen Status der Herkunftsfamilie in objektiv erfolgreichen Positionen, sind aber unzufrieden, weil sie diese nicht (nur) aus eigener Kraft erreicht haben.
  • Es zeigt sich zudem, dass Personen dieser Gruppe ihren subjektiven Erfolg für die Fähigkeit eintauschen, ihre Angehörigen gut zu versorgen. Sie wollen so viel Geld wie möglich akkumulieren, um ihren Familien etwas bieten zu können. Dass diese Gruppe überdurchschnittlich viele Männer enthält, überrascht bei der meist noch traditionellen Rollenverteilung in Familien wenig. (*Astrid Reichel, DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.11.2007)