Deutsche Bahnfahrer können aufatmen – zumindest bis zum nächsten Montag. Bis dahin wird die Gewerkschaft deutscher Lokführer (GDL) nicht mehr streiken. Vielmehr will sie sich am kommenden Montag mit dem Management der Deutschen Bahn wieder zu Verhandlungen zusammensetzen, um den völlig verfahrenen Tarifkonflikt zu lösen.

Die GDL reagiert damit auf das jüngste Angebot der Bahn. Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte am Wochenende erklärt, die Bahn wolle den Lokführern nun acht bis 13 Prozent mehr Gehalt bieten. Dies bezeichnete GDL-Chef Manfred Schell am Montag als "reine Mogelpackung". Denn es beinhalte – wie schon das vorherige Bahn-Offert mit zehn Prozent Gehaltsplus – eine wöchentliche Mehrarbeit von zwei Stunden. Erbost ist Schell auch, weil das, was Mehdorn biete, kein eigenständiger Tarifvertrag sei.

Doch "weil wir uns nicht nachsagen lassen wollen, dass wir stur sind" soll es am Montag ein Gespräch geben. Allerdings, so Schell, sei "nur eine einzige Verhandlungsrunde" geplant. In dieser müsse die Bahn-Spitze ultimativ beantworten, ob die Lokführer nun den eigenen Tarifvertrag bekommen oder nicht.

Ruf nach Streiks

Sei dies nicht der Fall, dann werde es "weitere Arbeitskämpfe geben, in die uns der Vorstand dann wissentlich hineintreibt." Schell betonte auch, dass "der Ruf nach einem unbefristeten Streik aus unserer Mitgliedschaft immer stärker wird" und den Lokführern die Puste nicht ausgehe.

Der Tarifkonflikt dauert seit Anfang Juli. Zwar will sich die Regierung nicht einmischen, doch in Berlin gerät Bahnchef Mehdorn zunehmend unter Druck, weil er keinen Abschluss hinbekommt. Kritisiert wird, dass Mehdorn zunächst versucht hat den Konflikt gerichtlich zu lösen, anstatt die Bevölkerung auf die Seite der Bahn zu bringen. Auch Annoncen der Bahn, in denen Schell aufgefordert wurde, "diesen Wahnsinn zu stoppen", kamen nicht gut an, weil die GDL dadurch enger zusammen rückte. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11.2007)