Der Amazonas

Das Amazonasgebiet ist eine Region der Superlative: Es ist das größte Flusseinzugsgebiet der Erde und generiert ein Fünftel des Süßwassers weltweit. Von seinen Quellen hoch in den Anden bis zu seiner Mündung an der brasilianischen Küste des Atlantiks fließt der Amazonas über eine Länge von mehr als 6.400 Kilometern.

Der Amazonas-Regenwald ist mit 6,7 Millionen km² das größte tropische Regenwaldgebiet der Erde, seine Fläche ist etwa anderthalb mal so groß wie die der heutigen Europäischen Union. Etwa 60 Prozent davon entfallen auf Brasilien.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Artenvielfalt

Das Amazonas-Biom ist eine wahre Schatzkammer der Artenvielfalt: Etwa zehn Prozent der weltweiten Biodiversität sind hier zu finden. In dieser Region leben mehr als 400 Säugetierarten, 1.200 verschiedene Vogelarten, 3.000 Fischarten, über eine Million unterschiedliche Insekten und mindestens 40.000 Pflanzen. Viele der Arten sind endemisch, kommen also nur im Amazonas-Gebiet vor.

Seine kulturelle und biologische Vielfalt ebenso wie sein Beitrag zur Klimastabilisierung macht das Amazonas-Ökosystem zu einem einmaligen Lebensraum und lebenswichtigen Bestandteil unserer Erde.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Bedrohungen

17 Prozent der ursprünglichen Waldbedeckung des brasilianischen Amazonas-Gebietes sind bereits für immer verschwunden, weitere 17 Prozent befinden sich in einem degradierten Zustand. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre wurden jeden Tag alleine in Brasilien 59 km² des Amazonas-Regenwaldes gerodet – das entspricht einer Waldvernichtung von fünf Fußballfeldern pro Minute! Die stärksten Waldverluste erfolgten ausgerechnet in den Gebieten, die für den Erhalt vieler Arten am wichtigsten sind.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Viertgrößter CO2-Produzent

Ursachen für die Waldzerstörung sind legaler oder illegaler Holzeinschlag, Ausbau von Infrastruktur (Straßenbau, Dämme) sowie die Umwandlung der Wälder in Weideland und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Auch der Bergbau zerstört große Waldbereiche. Unklare Besitzverhältnisse und die nicht organisierte Umsiedlungspolitik Brasiliens erleichtern zusätzlich den Raubbau am Wald.

Aufgrund der intensiven Regenwaldrodung ist Brasilien weltweit der viertgrößte Emittent von Kohlendioxid, dem wichtigsten Treibhausgas.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Was ist ARPA?

Das Amazon Region Protected Area Programme (ARPA) ist das mit Abstand größte und umfassendste Tropenwaldschutzvorhaben, das jemals in Gang gesetzt wurde. Auslöser für dieses ambitionierte Programm, das auf Initiative des WWF zustande kam, war 1998 die Zusage des damaligen brasilianischen Präsidenten Cardoso, zwölf Prozent des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes bis zum Jahr 2012 unter strengen Schutz zu stellen. Das Amazonasgebiet beherbergt rund ein Drittel der weltweit noch verbliebenen tropischen Regenwälder. Der Startschuss für das Programm fiel auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Schutzgebiete für naturnahe Nutzung

Ziel von ARPA ist es, innerhalb von zehn Jahren den größten Teil der Biodiversität im brasilianischen Amazonasbecken durch ein umfassendes Schutzgebietsnetzwerk zu sichern. Dabei werden vor allem entlang der Entwaldungsfront, die von Süden und Osten in das Herz Amazoniens vordringt, neue Schutzgebiete geschaffen. Neben 64 Parks unter sehr strengem Schutz werden auch 14 Schutzgebiete für naturnahe Nutzung durch die indigene Bevölkerung ausgewiesen sowie bereits vorhandene Schutzgebiete konsolidiert.

Foto: WWF/Anton Vorauer

50 Millionen Hektar

Bis 2012 sollen so 50 Millionen Hektar (500.000 km²) brasilianischen Amazonas-Regenwaldes unter nachhaltigen Schutz gestellt sein – eine Fläche, die so groß ist wie Spanien. Schätzungsweise 400 Millionen US-Dollar werden im Laufe der Projektdauer benötigt, um die Ziele zu erreichen und bis 2012 den Anteil der brasilianischen Schutzgebiete zu verdreifachen.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Starke Partner

Die brasilianische Regierung wird in ihrem beispielhaften Unternehmen von einer Reihe internationaler Organisationen unterstützt. Um die immensen Kosten für dieses Langzeitprojekt aufbringen zu können, leisten die Weltbank, die Entwicklungsbank (GEF), die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der WWF massive finanzielle Hilfe. Auch das von den G-7 Staaten gegründete Internationale Pilotprogramm zur Bewahrung der tropischen Regenwälder Brasiliens (PP/G-7) unterstützt das ARPA-Konzept.

Foto: WWF/Anton Vorauer

86 Millionen US-Dollar

Bis 2007 konnten bereits 86 Millionen US-Dollar für Maßnahmen im Rahmen von ARPA bereitgestellt werden (7,5 Millionen davon trägt die brasilianische Regierung, 9,5 Millionen stammen aus GEF-Mitteln, 12,9 Millionen stellt die KfW bereit und 26,8 Millionen wurden direkt über den WWF eingeworben und zur Verfügung gestellt).

Foto: WWF/Anton Vorauer

Langfristige Finanzierung

Um die langfristige Finanzierung der Schutzgebiete zu sichern, wurde darüber hinaus ein Treuhandfonds eingerichtet, der von der brasilianischen Stiftung FUNBIO (Brazilian Biodiversity Fund) verwaltet wird.

Treuhandfonds sind ein wichtiges Finanzierungsmittel für langfristige Naturschutzprojekte. Aus ihnen können die laufenden Kosten zum Beispiel für die Verwaltung von Schutzgebieten gedeckt werden. Fehlen diese Mittel, entstehen unter Umständen so genannte "Paper Parks", also Schutzgebiete, die nur auf dem Papier bestehen, aber keine Fortschritte für den Naturschutz bringen.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Treuhandfonds

Um die Ausgaben für beispielsweise einen Nationalpark im Amazonas decken zu können, werden jährlich durchschnittlich 200.000 US-Dollar benötigt, von denen jedoch nur ein Viertel von der brasilianischen Regierung zur Verfügung gestellt werden kann. Selbst Gebiete, die durch traditionelle Gemeinden nachhaltig genutzt werden, erzeugen noch jährliche Kosten von durchschnittlich 50.000 US-Dollar. Um den Unterhalt dieser Schutzgebiete langfristig bestreiten zu können, muss der ARPA-Treuhandfonds ein Volumen von mindestens 220 Millionen US-Dollar umfassen.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Erste Erfolge

ARPA hat in seiner ersten Phase bis 2007 bereits beispiellose Schutzerfolge vorzuweisen: Bislang konnten 144.000 km² streng geschützter Naturschutzgebiete (wie Nationalparke oder Naturreservate) neu errichtet werden – 50.000 km² mehr als ursprünglich geplant. Auf weiteren knapp 90.000 km² wurden Gebiete geschaffen, in denen eine nachhaltige Nutzung erlaubt ist. Somit wurde der Anteil geschützter Flächen in Brasilien mehr als verdoppelt.

Foto: WWF/Anton Vorauer

IBAMA

Der WWF fertigt umfangreiche Studien an, um die biologisch wertvollsten Gebiete auswählen zu können und unterstützt die Ausweisung der Schutzgebiete. Außerdem ist er maßgeblich an der Entwicklung von Managementplänen für diese Parks beteiligt sowie am Aufbau der grundlegenden Infrastruktur (Bau von Überwachungsstationen, Erwerb der Ausrüstung und anderes). Die konkrete Umsetzung der Maßnahmen wird durch das brasilianische Umweltinstitut IBAMA vorgenommen.

Weitere 79.000 km² bereits existierender Schutzgebiete wurden gestärkt und unterstützt in Form einer Verbesserung der Gebietsverwaltung, durch Aufbau eines Kontroll- und Überwachungssystems und durch Umweltförder-maßnahmen in der Umgebung der Schutzgebiete.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Schutzgebiete

Ein wesentlicher Schritt zum Erfolg war die Gründung des Tumucumaque Mountains Nationalparks im August 2002. Dieser Park mit einer Fläche von 39.000 km² liegt im Bundesstaat Amapá und ist Lebensraum für einige charismatische Säugetierarten wie Jaguar, Puma und seltene Primaten, beispielsweise den bedrohten Geoffroy-Klammeraffen.

Tumucumaque ist ein indianisches Wort und bedeutet "Felsen auf dem Berg". Dies ist eine sehr gute Beschreibung für den Nationalpark: Der undurchdringliche, hügelige Regenwald wird immer wieder von steil aufragenden Granitfelsen überragt.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Neue Schutzgebiete

Im Februar 2005 wurden zwei weitere Schutzgebiete im Bundesstaat Pará ins Leben gerufen: der Terra do Meio mit 34.000 km² und der angrenzende Pardo Nationalpark mit weiteren fast 50.000 km². Mit der Terra do Meio-Region wurde die nach dem Tumucumaque Nationalpark größte Fläche Brasiliens unter Naturschutz gestellt. Zusammen mit dem Pardo Nationalpark bildet sie einen ökologischen Korridor, der verschiedenste Ökosysteme von den Savannen im Süden bis zum Regenwald in der zentralen Amazonasregion verbindet.

Foto: WWF/Anton Vorauer

Grafik: WWF

Neuestes Bollwerk gegen das Vorrücken der Entwaldungsfront ist seit Juni 2006 der neue Juruena Nationalpark. Eine Expedition des WWF in den 19.000 km² großen Park entdeckte dort neue Vogel-, Säugetier-, Primaten-, Reptilien-, Fisch- und Amphibienarten.

Schutzgürtel gegen die Entwaldungsfront:
Der Juruena-Nationalpark ist Teil des gelb-markierten Juruena-Apui-Gebiets und bildet einen wichtigen Meilenstein um die fortschreitende Entwaldungsfront (rote Pfeile) zu stoppen.

Juruena Nationalpark