Flucht
"Das Internet ist für viele Betroffene ein Weg, um vor Enttäuschungen und Problemen in eine Scheinwelt zu fliehen und sich von negativen Gefühlen abzulenken", erläutert Karl F. Mann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie und Mitglied der DGPPN. Wenn Menschen in der realen Welt nicht mehr über ihre Bedürfnisse sprechen und das soziale Umfeld allmählich zusammenbricht, kann die Online-Sucht zu einem Teufelskreis werden. "Betroffene und Angehörige sollten daher nicht zögern, einen Psychotherapeuten aufzusuchen", rät der Experte. Viele Betroffene verlieren zunehmend das Interesse an Familie und Freunden und vernachlässigen ihre Arbeit, um sich mit Unbekannten über E-Mail, in Chats, Foren und Blogs zu unterhalten. Oftmals richten derart Abhängige auch ihren gesamten Tagesablauf so ein, dass sie möglichst viel Zeit online verbringen können und werden unruhig, wenn sie davon abgehalten werden. Neben der Online-Kommunikation haben auch Online-Spiele und pornographische Inhalte im Internet ein erhebliches Suchtpotenzial.
User in Gefahr
Parallel zur ansteigenden Zahl der Onlinesüchtigen gelten auch immer mehr User als gefährdet. Rund 40 Mio. Deutsche sind derzeit online, etwa fünf Prozent davon sind mittlerweile süchtig. Zusätzlich stehen laut Untersuchungen der Berliner Humboldt Universität etwa zehn Prozent an der Schwelle zur Abhängigkeit. "Ein besonders großes Risiko besteht bei Jugendlichen unter 20 Jahren", erklärt Mann. Auch Singles seien gefährdet, Männer wie Frauen. "Sie werden süchtig nach der Möglichkeit, unkompliziert potenzielle Partner im Netz kennen zu lernen", so der Psychologe.
Nicht anerkannt