Zarah ist kein "normales" Kinderbuch. Die comicartige Zeichensprache Baltscheits lässt aus Pflanzen Monster werden; einem modrig braun gemalten Bach entwachsen Hände:"Du hast doch keine Angst, oder?", lautet die Unterzeile des Buchtitels und zeigt so schon die inhaltliche Richtung an. Zarah hat schwarzes Haar und trägt ein grünes Kleid. Man mag sie. Automatisch. Und es freut einen umso mehr, zu sehen, wie sie die Abenteuer meistert - ganz im Gegensatz zu ihren "Freundinnen" Anke, Berit, Cordula und Dorothea, die Zarah mit in den finsteren Wald locken, um sie das Fürchten zu lehren. Weil den vier falschen Freundinnen selbst nicht ganz geheuer dabei ist, werden in ihren Kinderaugen aus einer harmlosen Kröte der Schlammfresser Feggel und aus einem Eichhörnchen der Baumtroll Oggill. Sie schreien, Zarah sagt lediglich: "Ach!" Dass die beiden ihr Handwerk verstehen, beweisen die zahlreichen Preise, die sie bereits eingeheimst haben. Drvenkar, Jahrgang 1967, geborener Kroate und Wahlberliner, wurde 2005 mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Das Mädchen Zarah bleibt auch im Wald natürlich vollkommen unerschrocken, ihre vier "Freundinnen" hingegen nicht: "Sie rannten und rannten, und wenn sie nicht angehalten haben, dann rennen sie jetzt wahrscheinlich noch immer", heißt es gegen Ende der Geschichte. Ihre echten Freunde findet Zarah übrigens zu Hause: lauter freundliche Ungeheuer. Wer mit echten Monstern bestens zusammenlebt, braucht im Wald keine zu fürchten. Und schon gar keine falschen. (pm/DER STANDARD – Printausgabe, 3./4.11.2007)