Ähnlichkeiten mit dem Autor sind in diesem Buch weder zufällig noch unbeabsichtigt, denn Peter Sís hat sein kleines Kinderbuch Die Mauer auf eine sehr persönliche Weise einem großen Thema gewidmet. "Wie es war, hinter dem eisernen Vorhang aufzuwachsen" heißt der feine und schön gemachte Text- und Bildband im Untertitel. Peter Sís, der nicht nur als Zeichner und Autor, sondern auch als Filmer (1980 gewann er in Berlin den Goldenen Bären) bekannt ist, wurde 1949 in Brno geboren und lebt seit 1984 (als er von einem Dreh nicht mehr in die Tschechoslowakei zurückkehrte) in den USA. In "Die Mauer" erzählt er von seinem Aufwachsen im sowjetisch-kommunistischen System, vom Ende des Prager Frühlings, von Träumen, Desillusionierungen, Misstrauen und Angst. Es geht ihm nicht darum anzuklagen oder zu verurteilen, vielmehr reflektiert er "wie einfach es ist, ein Kind zu manipulieren". Die intensiven Illustrationen werden durch Erklärungen von Begriffen wie "Eiserner Vorhang", "Kalter Krieg" und "Kommunismus" sowie zahlreiche Zeittafeln ergänzt. "Zuhause malte er, was er wollte." "In der Schule musste er malen, was die Lehrer wollten." Nun malt er, wie es für ihn, das Kind, damals war. Ein wichtiges Buch, gerade heute. (steg/DER STANDARD – Printausgabe, 15./16.11.2007)