Washington - US-Präsident George W. Bush hat die brutale Strafe für ein Vergewaltigungsopfer in Saudi-Arabien kritisiert. "Ich wäre sehr wütend auf einen Staat, der das Opfer nicht unterstützt", sagte Bush am Dienstag in Washington. Seine ersten Gedanken seien gewesen: "Was wäre, wenn dies meiner eigenen Tochter widerfahren würde", sagte der Präsident. "Ich hätte wohl sehr emotional reagiert."

Bush sagte, er könne sich "nicht mehr daran erinnern", ob er mit dem saudischen König Abdullah das Thema erörtert habe. Der Monarch kenne die US-Position in der Frage allerdings "klar und deutlich". Saudi-Arabien ist einer der engsten Verbündeten der USA in der Region.

200 Peitschenhieben

Die saudi-arabische Regierung hat die Bestrafung einer 19-Jährigen gerechtfertigt, die nach einer Vergewaltigung zu sechs Monaten Haft und 200 Peitschenhieben verurteilt worden war. Die junge Frau habe "unzüchtige Beziehungen", also Ehebruch, zugegeben, erklärte das saudi-arabische Justizministerium, nachdem der Fall der 19-Jährigen internationale Entrüstung ausgelöst hatte. "Sie hat zugegeben, unzüchtige Beziehungen gehabt zu haben", hieß es in einer von der Nachrichtenagentur SPA verbreiteten Erklärung des Ministeriums, in der auf "Verwirrung" und fehlerhafte Berichterstattung der Medien verwiesen wurde.

Die junge Frau war im Oktober 2006 zu 90 Peitschenhieben verurteilt worden, weil sie sich vor dem Verbrechen mit einem Mann allein in einem Auto aufgehalten hatte, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Die sieben Männer, die sie vergewaltigt hatten, wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Am 14. November war die Strafe für das Opfer in einem Berufungsverfahren auf 200 Peitschenhiebe erhöht und um sechs Monate Haft erweitert worden. Das Gericht gab als Grund für die Verschärfung der Strafe an, die Frau habe durch das Einschalten der Medien versucht, Druck auf das Gericht auszuüben. Auch die Haftstrafen der Täter wurden verlängert.

Spannungen

Der Fall hat nicht nur Empörung im Ausland, sondern auch konfessionelle Spannungen innerhalb Saudi-Arabiens ausgelöst, da das Opfer eine Schiitin ist, die Täter dagegen den Sunniten angehören. Das Justizministerium betonte am Samstag, der Prozess sei "ausgeglichen" gewesen. Schon in einer vorangegangenen Erklärung hatte die Behörde darauf verwiesen, dass das Gesetz eine Berufung ermögliche. (APA/dpa)