Annahme neuer Verfassung: Drei Tote nach Zusammenstößen
Zwei Demonstranten erschossen - Ein Polizist erschlagen - Streit um Hauptstadt Sucre
Redaktion
,
La Paz - Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen um eine
neue Verfassung für Bolivien sind in der Hauptstadt Sucre mindestens
drei Menschen getötet worden. Zwei Demonstranten seien erschossen und
ein Polizist von Demonstranten erschlagen worden, teilten die
Behörden am Sonntag mit. Weitere 200 Menschen seien verletzt worden.
Viele Bewohner der Hauptstadt hatten seit Donnerstag vergeblich
versucht, das Zusammentreten der Verfassunggebenden Versammlung zu
verhindern. Sie wollen, dass Sucre nicht nur Hauptstadt ist, sondern
auch der Sitz der Regierung von La Paz dorthin verlegt wird.
Dies aber lehnt die Mehrheitsfraktion des linken Präsidenten Evo
Morales und dessen Verbündete in der Versammlung ab. Am Samstag
nahmen die Regierungskräfte in dem vom Volk gewählten Gremium, das
nach einer monatelangen Unterbrechung in einer Militärschule bei
Sucre tagte, die neue Verfassung überraschend mit 155 Stimmen an. Die
100 Mitglieder der Opposition hatten die Sitzung boykottiert.
Daraufhin eskalierten die Auseinandersetzungen, und die Mitglieder
der Verfassunggebenden Versammlung konnten erst nach Stunden unter
Polizeischutz in Sicherheit gebracht werden.
Details diskutieren
Die neue Verfassung sei bisher nur grundsätzlich angenommen
worden, und müsse nun noch im Detail diskutiert werden, sagte die
Präsidentin der Versammlung, Silvia Lazarte. Die Initiative für eine
neue Verfassung war von Morales ausgegangen, der so nach eigenen
Worten mehr soziale Gerechtigkeit vor allem für die Indio-Mehrheit
der Bevölkerung erreichen will. Dagegen wehren sich liberale und
konservative Kräfte, die ihm vorwerfen, er wolle seine Macht nur
zementieren.
Der Streit um den Sitz der Regierung ist Teil dieser
Auseinandersetzung. La Paz liegt im westlichen Hochland mit einer
starken Indio-Bevölkerung. Würde die Regierung verlegt, würde ihre
Bedeutung im Vergleich zu dem tiefer gelegenen, wohlhabenderen Süden
und Südwesten des Landes sinken. Fünf von der Opposition dominierte
Provinzen kündigten unterdessen an, sie würden die Annahme der neuen
Verfassung nicht akzeptieren. (APA/red)
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