Erleichterung und Dank
Nach der Ankunft in Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles, äußerten die Menschen Erleichterung und Dank. "Es war schrecklich, aber jetzt sind wir ja in Sicherheit und wollen nur noch nach Hause", sagte ein Geretteter im chilenischen Fernsehen.
Die "Explorer" war am Freitag etwa 15 Stunden nach der Kollision in den eisigen Fluten der Antarktis gesunken. Das Wrack liege in 1.100 Metern Tiefe, teilte die Marine mit. Größere Umweltschäden seien nicht zu befürchten.
Der Kapitän der "Explorer" hatte schon bald nach der Havarie den Befehl "Alle Mann in die Boote" erteilt. Er selbst verließ das Schiff erst, als es keine Aussichten mehr gab, das leckgeschlagene Schiff mit Hilfe von Pumpen über Wasser zu halten. Der ausgetretene Dieseltreibstoff sei durch starken Wind und Wellengang weitgehend aufgelöst worden, teilte die chilenische Marine mit. Die argentinische Marine kündigte unterdessen an, sie werde mögliche Umweltschäden untersuchen.
Warten in den Rettungsbooten
Für die Schiffbrüchigen war das Warten in den Rettungsbooten die wohl beängstigendste Zeit. Vier Stunden mussten sie in den offenen Booten zwischen Treibeis ausharren, ehe das zu Hilfe geeilte norwegische Kreuzfahrtschiff "NordNorge" sie aufnahm. Wäre bei diesen Temperaturen jemand über Bord gegangen, hätte er nur wenige Minuten in dem eiskalten Wasser überlebt. Bei Lufttemperaturen und eisigem Spritzwasser war es nach Angaben von Geretteten trotz warmer und wetterfester Kleidung bitterkalt.
Der eisigen Kälte der Antarktis und ihrer Todesangst haben zwei Passagiere den glücklichsten Augenblick ihres Lebens entgegengesetzt: Im schwankenden Rettungsboot, umgeben von Eisschollen, gaben einander die Dänen Jan Henkel und Mette Larsen - den Liebenden der "Titanic" gleich - symbolisch das Ja-Wort. Ursprünglich war dieser besondere Moment für den Zeitpunkt vorgesehen, an dem das Paar gemeinsam seinen Fuß auf die Antarktis setzt. "Aber es war nicht sicher, ob wir dort ankommen würden", erklärte Henkel die Spontanheirat. "Also dachten wir, dass wir uns im Boot ablenken und einen Moment des Glücks erleben könnten."
"Passagiere unglaublich diszipliniert"
Vom Augenblick der Kollision berichtete die argentinische Reisebegleiterin Andrea Salas: "Die Erschütterung war gar nicht so auffällig, weil das Schiff ja dauernd mit kleineren Eisbrocken zusammenstieß. Erst als Passagiere mit dem Schrei "Wasser" aus den unteren Decks nach oben stürzten, wurde uns klar, dass etwas passiert war", sagte die junge Frau. Die Passagiere seien unglaublich diszipliniert gewesen und hätten alle Anweisungen ohne Panik befolgt. Die "NordNorge" brachte die Schiffbrüchigen zunächst zur King-George- Insel. Dort wurden sie von einer chilenischen und einer uruguayischen Basis aufgenommen bis sie ausgeflogen werden konnten.
"Kleines rote Schiff"