Enns - Wenn "die flotten Käfer" mit ihrer Kindergärtnerin wieder zum Spielplatz gehen, um im Kreis zu tanzen, zu klatschen oder zu singen und die Pädagogin die Kleinen dazu auf der Gitarre begleitet, könnte das künftig teuer werden. Im Extremfall 220 Euro, wenn nicht gezahlt wird, drohen sogar zwei Wochen "Arrest". So ist es in Paragraf 5 der Spielplatzverordnung der Gemeinde Enns nachzulesen, die Mitte Oktober erlassen wurde.
Anlass für die neuen Verhaltensvorschriften waren Anrainerbeschwerden im Sommer. Das bestimmende Thema in der Öffentlichkeit hieß gerade Jugendliche und "Komasaufen", als auch Ennser sich bei SPÖ-Bürgermeister Stefan Karlinger über betrunkene und lärmende Jugendliche, die Spielplätze vermüllen, aufregten. "Der Bürgermeister hat sofort auf die Vorkommnisse reagiert", teilte das Gemeindeblatt mit. Karlinger: "Das Einhalten dieser Ordnung soll durch die Polizei überwacht werden. Bei Widerhandeln ist mit entsprechenden Anzeigen und Geldstrafen zu rechnen." Eine Gangart, die die Grünen und ein ÖVP-Mandatar nicht einschlagen wollten. Sie stimmten gegen die Verordnung, die von der Mehrheit abgesegnet wurde.
"Kleinkariert"
"Es wird über das Ziel hinausgeschossen", meint die grüne Gemeinderätin Gudrun Troppmann und zitiert aus der Verordnung: Nicht nur "Instrumente spielen in störender Lautstärke", auch das "Besteigen von Sitzbänken" und das Sitzen auf den Rückenlehnen ist jetzt auf den 12 öffentlichen Spielanlagen "untersagt". An "Kleinkariertheit" sei das "nicht zu übertreffen!", echauffieren sich die Ennser Grünen in ihrer Parteizeitung.
Dass es Probleme auf Spielplätzen gebe, will Troppmann gar nicht bestreiten. Zerschlagene Glasflaschen in Sandkisten, verdreckte oder demolierte Spielgeräte, auch das stört die dreifache Mutter. Der Lösungsansatz ihrer Partei: Der Streetworker für Enns solle Mediator zwischen Anrainern, Politikern und den Jugendlichen werden.
Das würde Konrad Endres auch machen, jedoch wurde er bisher nicht gefragt. Damit sei man in Enns schon beim eigentlichen Problem: Im Gegensatz zum Nachbarort Asten - wo er auch als Streetworker im Einsatz ist - mangle es am "direkten Kontakt zwischen Politikern und Jugendlichen". Als erste Reaktion auf Beschwerden verschärfen Politiker eine Verordnung, um potenzielle Ruhestörer von Spielplätzen fernzuhalten. Ein derzeit offenbar gängiges Muster, beobachtet der Streetworker: Jugendliche "werden zunehmend aus dem öffentlichen Raum ausgegrenzt".