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Die Entscheidung, ob und wie Mandelentfernungen bei Kleinkindern durchzuführen sind, müssen Kinder- und HNO-Ärzte in Zukunft gemeinsam treffen

Foto: APA/dpa/Waltraud Grubitzsch
In den vergangenen Jahren sind insgesamt sieben Kinder nach Mandeloperationen gestorben. Darauf haben Österreichs HNO- und Kinderärzte jetzt reagiert und beschlossen, dass in Zukunft solche Operationen nur mehr ab einem Alter von sechs Jahren durchgeführt werden dürfen.

Konsenspapier

Österreichweit dürfen Kleinkinder (Kinder unter sechs Jahren) nur mehr in Ausnahmefällen operiert werden. So steht es in einem Konsenspapier der HNO- und Kinderärzte. Außerdem müssen die HNO- und Kinderärzte ab sofort gemeinsam darüber entscheiden, ob ein Eingriff unter sechs Jahren tatsächlich notwendig ist.

Entscheidungsfrage

Muss aufgrund der Indikation dennoch operiert werden, wird eine schonendere Methode angewandt, um das Risiko der gefährlichen Nachblutungen zu verhindern. Zum Beispiel kann eine starke Vergrößerung der Gaumenmandeln vor allem bei Kindern zu Atemproblemen führen.

Bei Kleinkindern ist in diesem Fall laut Konsensuspapier eine Adenoidektomie (Entfernung der Rachendachmandel) und/oder eine Teilresektion der Gaumenmandeln (Tonsillotomie) empfohlen, keine Tonsillektomie (vollständige Entfernung der Gaumenmandeln mit ihrer Kapsel). In Österreich starben 2006 mehrere Kinder durch Verbluten nach einem derartigen Eingriff.

Blutungen

Normalerweise dauert eine Mandelentfernung rund 20 Minuten, sie gilt als Routineeingriff. Die eigentliche Gefahr kommt aber erst später bei der Wundheilung: Nach- beziehungsweise Sturzblutungen können für Kleinkinder zu einer lebensgefährlichen Situation führen.

Unverschlossenen Wunde

Nachblutungen entstehen nach einer Mandel-OP dadurch, dass die offene Wunde nach der Mandelentfernung nicht verschlossen werden kann. Bis zu zwei, drei Wochen danach können daher Nachblutungen auftreten.

In seltenen Fällen kann es aber zu einer so massiven Blutung kommen, dass sie lebensgefährlich ist. Hinzu kommt, dass die kleinen Patienten dann meist schon wieder zuhause sind. Die besondere Gefahr für die Kinder: Sie können relativ viel Blut unbemerkt schlucken und so verbluten oder durch das Einatmen des Blutes ersticken. (mat, derStandard.at, 26.11.2007)