Wien - Für ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer ist die Finanzierung der Schulversuche zur Gesamtschule unklar. Im Budget sei bisher nichts vorgesehen, kritisiert er Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ). Es könne nicht sein, dass ein Schulversuch "so hoch dotiert" werde, "dass er zwangsläufig Erfolg haben muss". Der hohe Aufwand dürfe nicht zulasten anderer Schulen gehen.

Schmied wolle die Schulversuche finanzieren, indem sie sich auch jener 200 Millionen Euro bediene, die zur Senkung der Klassenschülerhöchstzahl vorgesehen sind, sagt Neugebauer. Hintergrund: Schon im August wollte Neugebauer in einer parlamentarischen Anfrage über die Finanzierung der Schulversuche Bescheid wissen. Schmied nannte daraufhin "die für die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl vorgesehenen Ressourcen" als Möglichkeit. Neugebauer hält diesen Vorschlag für "kühn": "Ministerin Schmied wird schon beim Finanzminister anklopfen müssen."

Die 200 Millionen Euro, die der Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen dienen sollen, würden "natürlich zweckgebunden eingesetzt", erklärte ein Sprecher Schmieds. Die Ressourcen stünden aber für alle mit der Senkung der Schülerzahlen verbundenen Maßnahmen der Qualitätssicherung zur Verfügung.

Auch sonst ist Neugebauer mit Vorschlägen nicht sparsam: Der von Schmied geplanten Werbekampagne, die das Image der Lehrer aufpolieren soll, kann er wenig abgewinnen. Gleichzeitig forderte er Schmied auf, die Sprachförderkurse, die mit Ende des Jahres auslaufen, fortzusetzen.

Allein beim Thema Pisa-Studie, deren neue Ergebnisse am 4. Dezember präsentiert werden, fiel die Kritik verhalten aus. ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek etwa hatte die Pisa-Methoden mehrfach kritisiert. "Wir leben in einer Zeit der Rankings", gab sich Neugebauer diplomatisch, "Pisa kann schon einiges aussagen, es ist aber nicht die absolute Bewertung eines Schulsystems." (Lukas Kapeller/DER STANDARD Printausgabe, 27. November 2007)