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Im Bild: eine in Nicaragua lebende Salamanderart aus der Familie der Plethodontidae. Mittels Gen-Analysen konnte nun die Ausbreitung dieser Lurchfamilie geklärt werden.

Foto: APA/EPA/Lopez

Die Vorfahren der südeuropäischen Artvertreter sind wohl von Amerika aus über die Beringstraße um die halbe Welt gewandert.

Berkeley – Sie sind klein, oft farbenfroh und überaus anpassungsfähig. Die Salamander aus der Familie Plethodontidae bewohnen verschiedene Lebensräume vom Süden Kanadas bis in die Urwälder Amazoniens. Die Artenvielfalt innerhalb dieser Gruppe ist groß, als gemeinsames Merkmal gelten vor allem die im Laufe der Evolution zurückgebildeten Lungen: Die Tiere atmen ausschließlich über ihre Haut und die Mundhöhle.

Am verblüffendsten ist allerdings ihre geografische Verbreitung. Fast alle Spezies sind auf den beiden amerikanischen Kontinenten beheimatet, wo wohl auch der Ursprung dieser Amphibienfamilie zu suchen ist. Eine gute Handvoll Arten hat es jedoch nach Südeuropa verschlagen, nach Sardinien, auf das italienische Festland und Südost-Frankreich Doch wie gelangten die Lurche dorthin? Bislang hatten Forscher dafür zwei mögliche Erklärungsmuster parat: Entweder kamen die Vorfahren der europäischen lungenlosen Salamander vor etwa 55 Millionen Jahren aus dem Westen über eine damals existierende nordatlantische Landverbindung, oder sie gingen den mehr als doppelt so weiten Weg über die zeitweilig trockene Beringstraße und Asien.

Letzteres schien einigen Fachleuten unwahrscheinlich, zumal im gesamten asiatischen Raum weder lebende Plethodontidae noch Fossilien dieser Tiere bekannt waren.

Das erste Beweisstück

Die Wende kam 2003, als Biologen ausgerechnet im dichtbevölkerten Südkorea eine bis dahin unbekannte lungenlose Salamander-Art entdeckten. Man taufte sie Karsenia koreana. Unter Amphibien-Forschern löste der Fund Begeisterung aus. Ein wichtiges Puzzlestück war aufgetaucht. Doch es klafften noch immer enorme Lücken in der Beweislage. Um die Spur der Lurche weiter verfolgen zu können, haben die Biologen David Vieites und David Wake von der US-Universität Berkeley zusammen mit ihrer südkoreanischen Kollegin Mi-Sook Min eine detaillierte DNA-Analyse sämtlicher Plethodontidae-Gattungen durchgeführt.

So gelang es den Experten, den Stammbaum der Familie und ihre Evolutionsgeschichte zu rekonstruieren. Das Ergebnis: K. koreana und die europäischen lungenlosen Salamander (Gattungen Speleomantes und Atylodes) sind tatsächlich eng miteinander verwandt, ebenso wie mit kalifornischen Arten der Gattung Hydromantes.

Vorfahren dieser drei Gruppen dürften vor circa 65 Millionen Jahren gelebt haben, wahrscheinlich sogar in Asien, schreiben die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts PNAS.

In den fast unendlichen Weiten Asiens

Die Besiedlung Eurasiens durch ursprünglich amerikanische Lurche hätte nach Ansicht der Forscher vorher, während der Kreidezeit und über die Beringstraße, begonnen. Ein deutlich wärmeres Weltklima soll dort sowohl die Eroberung neuer Lebensräume wie auch die Bildung neuer Arten begünstigt haben. Hydromantes wanderte zurück nach Nordamerika, während andere bis ans Mittelmeer zogen. Und dazwischen?

Vermutlich leben heute noch einige lungenlose Salamander-Spezies versteckt in den fast unendlichen Weiten Asiens. Eine gezielte Suche in China im vergangenen Jahr schlug allerdings fehl. Trotzdem: "Wir erwarten, dass weitere Arten gefunden werden", sagt David Wake dem Standard. "Aber dies könnte viel harte Feldarbeit in schwierigen Teilen der Welt erfordern." Wie zum Beispiel in Nordkorea oder Afghanistan. (Kurt de Swaaf/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11. 2007)