In einem Punkt ist Wolfgang Schütz, dem Rektor der Med-Uni Wien, zuzustimmen. Das Ansehen seiner Institution ist tatsächlich "gravierend desavouiert" worden - genau wie Schütz die Abberufung des Promi-Anästhesisten Michael Zimpfer in seinem Schreiben begründet hat.

Tatsächlich passierte die Desavouierung von Österreichs größtem Krankenhaus aber schon lange vor der sogenannten, gerichtlich ausgetragenen, "Watschen-Affäre", mit der die Abberufung Zimpfers unter anderem begründet wird. Am Wiener AKH geht es seit langem zu, als hätten die Herren Spitzenmediziner nichts weiter zu tun, als am Sessel des jeweils anderen zu sägen. Intrigen, anonyme Briefe, Klüngeleien und öffentlich ausgetragene Hahnenkämpfe geben ein Sittenbild ab, das dem Ruf des AKH mit Sicherheit nicht zuträglich ist. Mehr noch: Immer wieder ist die Rede von Nebentätigkeiten, Beteiligungen oder "Spin-off-Partnerschaften" der Spitzenkräfte, die mehr oder weniger korrekt gemeldet wurden. Selbstredend werfen die streitenden Parteien einander jeweils sowohl "Unvereinbarkeit" als auch die Vernachlässigung ihrer Hauptjobs vor.

Was die Patienten über diese Performance eines der wichtigsten medizinischen Hochleistungsbetriebe denken, ist im Kampf um Macht, Ansehen und vor allem Geld offenbar zweitrangig.

Was die Med-Uni Wien auf jeden Fall dringend braucht, ist Transparenz auf allen Ebenen, die nicht nur vorgeschrieben, sondern auch kontrolliert wird. Und Abteilungsleiter, die nicht nur medizinische Kapazunder sind, sondern auch Managementqualitäten aufweisen - und diese tatsächlich ausüben. Anders geht es nicht in einem Riesen-Hightech-Unternehmen wie dem Wiener AKH. Und anders wird auch der dort ansässige Intrigantenstadel kaum zu bändigen sein. (Petra Stuiber/DER STANDARD – Printausgabe, 27.11.2007)