Oder. Denn was für die Societyspalten ein possierliches G'schichterl - und für den Hotelier somit unbezahlbare Werbung - ist, hat einen ernsten Hintergrund. Seit "Wellness" zum Standardrepertoire in jedem besseren Hotel gehört und Gastkontingente immer internationaler werden, wird die Frage, ob man nackt oder bekleidet schwitzt, immer öfter zum echten Zankapfel: Die Badehose trennt den Russen (bekleidet) vom Deutschen (nackt) und hält Briten (bekleidet) vom Österreicher (nackt) fern: "Jeder glaubt, der andere sauniert falsch, fühlt sich bedrängt, begafft, provoziert oder eingeengt - und dann läutet im Zehnminutentakt das Telefon an der Rezeption: Das Hotelmanagment soll eingreifen", seufzt Platzer. Und betont, dass es eben kein international verbindliches Saunareglement gibt.
Wellnesslandschaft
Doch weil es auch keinen Kompromiss gibt, hat Platzer nun eine 200 Quadratmeter große Wellnesslandschaft errichten lassen, die angezogene Gäste anziehen soll: "Links gehen die Nackten rein, rechts die Angezogenen."
Platzer ist damit nach eigenen Angaben ("ich habe 300 Hotelhomepages durchforstet") der erste Hotelier mit dualem Wellnessangebot Österreichs. "Es gibt Hotels, die sogenannte ,Familiensaunen' anbieten, aber das sind bloß einzelne Kabinen - in allen anderen Bereichen stößt man dann wieder aufeinander."
Belächelt, weiß der Alpina-Chef, werde seine Maßnahme nur von Menschen, die vom Tourismus nicht viel Ahnung haben: Obergurgl hat mit 24 Viersternebetrieben die höchste Dichte an Spitzenhotels in Tirol. 30 Prozent der Gäste des Ötztales sind Briten. Und die weiter talwärts gelegene "Tiroltherme Längenfeld" ist rund um die orthodoxen Feiertage beliebtes Ziel wohlhabender Russen.
Offenes Geheimnis
Und auch wenn es niemand offen sagt, ist es ein offenes Geheimnis, dass der Konflikt, dem Platzer "keinerlei Nationalitäten" zuordnen können will, oft ein deutsch-russischer Wickel ist: "Die Deutschen waren jahrelang die Platzhirschen in Tirol - und jetzt kommen da immer mehr Leute, die mehr Geld haben als sie", heißt es.