Moskau - Die Parlamentarierversammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) entsendet 30 Abgeordnete aus 19 europäischen Ländern zur Parlamentswahl in Russland. Am kommenden Montag, dem Tag nach der Wahl, werde die Organisation eine "gut informierte, ausgewogene und faire Beurteilung" der Wahl veröffentlichen, kündigte ihr Generalsekretär Spencer Oliver am Dienstag in Moskau an.

Die Parlamentarier machten "etwas Sinnvolles". "Das ist nicht nur politischer Tourismus", fügte er hinzu. Neben der OSZE-Parlamentarierversammlung entsenden der Europarat und der Nordische Rat insgesamt rund hundert Wahlbeobachter in das riesige Land, das sich über elf Zeitzonen erstreckt.

Die Wahlbeobachtermission der OSZE, die anerkanntesten Wahlbeobachter in Europa, hatte ihre Mission aus Protest gegen das Verhalten der russischen Behörden abgesagt. Wegen einer zu späten Einladung und der schleppenden Bearbeitung der Visa sei die Organisation nicht in der Lage, ihren Auftrag bei der Parlamentswahl am 2. Dezember zu erfüllen, hieß es.

Russland hatte einen Monat vor der Duma-Wahl am 2. Dezember 70 OSZE-Wahlbeobachter eingeladen. Bei dem Urnengang im Jahr 2003 waren es noch 450 gewesen. Die Einladung erfolgte damals drei Monate vor der Wahl. Zwei Wochen später seien erste Beobachter ins Land gereist. Heuer dagegen habe Mitte November, also zwei Wochen vor der Wahl, noch kein einziger Wahlbeobachter ein Visum erhalten, so ein OSZE-Sprecher.

Verschärftes Wahlgesetz

Für die fünfte Wahl zur Staatsduma in postsowjetischer Zeit gilt erstmals ein verschärftes Wahlgesetz. Die Direktkandidaten wurden ebenso abgeschafft wie die Mindestwahlbeteiligung von einst 25 Prozent. Zugelassen sind nur noch landesweit organisierte Parteien mit mindestens 50.000 Mitgliedern. Für den Einzug ins Parlament wurde die Hürde von fünf auf sieben Prozent angehoben. Die im internationalen Vergleich hohe Sperrklausel findet keine Anwendung, wenn nur eine Partei sie überwindet. In diesem Fall zieht auch der zweitplatzierte Bewerber in die Duma ein.

Durch das 2005 geänderte Wahlgesetz schafften nur noch elf Parteien die Zulassung. Bei der Wahl 2003 waren es noch 23 Parteien und Bündnisse. In diesem Jahr stimmen die 107 Millionen Wahlberechtigten nur noch per Parteilisten nach dem neuen Verhältniswahlrecht über die 450 Abgeordneten ab. Präsident Wladimir Putin hatte die Wahlgesetzänderung mit der Notwendigkeit begründet, im Anti-Terror-Kampf die Kontrolle über die politischen Strukturen auszubauen. Kritiker sehen das neue Gesetz als Mittel, um einen Machtwechsel zu erschweren. (APA/dpa/red)