Neue Wirkweise
"Es handelt sich um das erste Medikament, das sozusagen auf der Seite des Patienten ansetzt. Die bisherigen Aids-Medikamenten hemmen das Virus selbst", sagte der Vizepräsident der Abteilung für die Suche nach neuen chemischen Verbindungen beim Pharmakonzern Pfizer, Tony Wood.
Alte Wirkweise
Der Hintergrund: Die im Rahmen der hoch aktiven Aids-Therapie (HAART) bisher eingesetzten Medikamente wirken im Grunde genommen an drei Stellen des Virus. Sie blockieren Protease oder Polymerase-Enzyme der Aids-Erreger oder verhindern durch Hemmung des Glykoproteins 41 an der Oberfläche der Viren das Verschmelzen von Virus und seinen Zielzellen.
Ersatz für fehlende Rezeptoren
Bei dem US-Pharmakonzern allerdings zäumte man das sprichwörtliche Pferd von der anderen Seite auf. Wood: "Es gab die Beobachtung, dass Personen ohne CCR5- oder CXCR-4-Co-Rezeptoren an der Oberfläche ihrer T-Zellen ganz oder zumindest teilweise vor HIV geschützt waren. Bei Pfizer entstand deshalb Mitte der 90er Jahre die Überlegung, ob man nicht durch ein Medikament dieses Fehlen von Co-Rezeptoren in Form ihrer Blockade künstlich nachahmen könnte.
Weiterentwicklung
Wood: "Wir haben eine Million verschiedener Substanzen durchgescreent. Schließlich kamen wir zu Leitsubstanzen, die weiterentwickelt wurden." Daraus wurde schließlich der Wirkstoff von Maraviroc ("Celsentri"). Die Substanz blockiert CCR5. Das Medikament wirkt daher ausschließlich, wenn der Patient HI-Viren in sich trägt, die diesen Co-Rezeptor benutzen. Praktisch alle HI-Viren, die sexuell übertragen werden, gehören zu dieser Gruppe. Etwa 80 Prozent der HIV-Infizierten weisen am Beginn der Infektion vor Beginn einer Behandlung diesen Virustyp auf.
Gute Ergebnisse
Die Studienergebnisse waren ausgesprochen positiv: Nach der Einnahme von zweimal 300 Milligramm des Medikaments pro Tag über 24 Wochen hinweg (zusätzlich zu weiteren Aids-Medikamenten) hatten mit 61 Prozent mehr als doppelt so viele Patienten weniger als 400 HI-Viren pro Milliliter Blut als in der Placebo-Gruppe (22,5 Prozent).