Industrieroboter sind stur. Einmal programmiert, verrichten sie ihr Werk bis ans Ende ihrer Tage – und das nicht ganz genau. Das soll sich nun ändern. Tanja Krämer sprach mit dem Tiroler Experten Martin Pfurner.

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STANDARD: Wie lernen Industrieroboter?

Pfurner: Industrieroboter lernen nicht selbstständig, sie bekommen von den Technikern vorgegeben, was sie tun sollen. Selbstverständlich wird in der Robotik auch an lernfähigen Automaten geforscht. Für den Einsatz in der Industrie dürfte es ausreichen, wenn die Roboter flexibler gestaltet werden, sodass man sie umprogrammieren kann.

STANDARD: Sind denn heutige Roboter so unflexibel?

Pfurner: Ja, die meisten Roboter sind so programmiert, dass sie eine bestimmte Aufgabe immer und immer wieder tätigen. Gleichzeitig ist es sehr aufwändig, sie umzuprogrammieren. Denn die Algorithmen, die hinter Bewegungsabläufen stehen, sind komplex.

STANDARD: Warum ist Umprogrammieren wichtig?

Pfurner: Bislang sind etwa Roboter in der Autoindustrie dafür konzipiert, ein und dieselbe Tätigkeit auszuführen. Im Mittelstand wären auch Roboter vorstellbar, die vielfältig eingesetzt werden. Hier wäre es wichtig, dass die Besitzer die neuen Arbeitsaufgaben definieren.

STANDARD: Wie soll das funktionieren?

Pfurner: Gut wäre die Sprachvermittlung: wenn man dem Roboter nur sagen muss, was er machen soll. Bei kleineren Robotern kann man die Maschine auch einmal in die gewünschte Position bringen, und der Roboter fährt sie anschließend wieder ab. Oder die Nutzer definierten die Aufgaben am Computer.

STANDARD: Wie sagt man Industrierobotern, was sie tun sollen?

Pfurner: Ein serieller Industrieroboter funktioniert wie ein menschlicher Arm. Er hat verschiedene Gelenke, die er frei bewegen kann. Weil er im dreidimensionalen Raum jede Position erreichen soll, verfügt der übliche Industrieroboter über sechs solcher Gelenke. Wenn der Roboter nun zum Beispiel eine Naht schweißen soll, muss er mit seinem Werkzeug eine bestimmte Bahn abfahren. Dazu muss auch für jedes Gelenk eine eigene Bewegung berechnet werden. Hier werden aber bisher nicht alle Punkte auf dem Weg vorberechnet, sondern nur einzelne Positionen.

STANDARD: Ist das nicht ungenau?

Pfurner: Ja, durch dieses freie Verbinden der vorberechneten Punkte sind die Arbeitsschritte ungenau. In unserem Institut haben wir einen Algorithmus entwickelt, der alle Punkte des Arbeitsauftrages berechnet und sie auf die jeweilige Position der Gelenke überträgt. So entsteht eine exakte Bewegung. Nun wollen wir diesen Algorithmus mit einer Software näher an eine industrielle Verwertung heranführen. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2007)