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Peter Grünberg vom Helmholtz-Zentrum in Jülich erhielt heuer den Physik-Nobelpreis.

Foto: AP/Frank Augstein
Die öffentliche außeruniversitäre Forschung teilt sich in Deutschland auf vier große Verbünde auf. Am ältesten und bekanntesten ist die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft hervorgegangene Max-Planck-Gesellschaft mit 80 Instituten quer durch die Disziplinen. Österreichische Pendants dazu, wenn auch um vieles kleiner: die Akademie der Wissenschaften, die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft und das in Maria Gugging entstehende I.S.T. Austria, das eine Art großes Max-Planck-Institut werden soll.

Ähnlich groß und breit gefächert ist die Leibniz-Gesellschaft aufgestellt. Ihr gehören 83 Forschungseinrichtungen an. Auf angewandte, technische Gebiete spezialisiert sind die 56 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. Sie betreiben vorwiegend Auftragsforschung für die Industrie. Eine ähnliche Ausrichtung haben hierzulande die ARC Seibersdorf, Joanneum Research, die vom Wirtschafts- und Infrastrukturministerium geförderten Kompetenzzentren und die Christian-Doppler-Gesellschaft.

Der größte Verbund in Deutschland ist die von Jürgen Mlynek (siehe Interview) geleitete Helmholtz-Gemeinschaft. In ihr sind 15 nationale Labors mit mehr als 26 000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von rund zwei Milliarden Euro organisiert. Die Max-Planck-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft sind die Aushängeschilder der deutschen Forschung und betreiben Büros im Ausland. Beide fördern auch gezielt die Zusammenarbeit ihrer Institute mit Universitäten, um Spitzennachwuchs aus dem In- und Ausland zu rekrutieren.

Spitzenleistungen

Spitzenleistungen in der Grundlagenforschung werden überwiegend außerhalb der Universitäten erzielt, wo die Forscher von Lehr- und Verwaltungspflichten entbunden sind. Von 40 Nobelpreisen seit 1948 an deutsche Naturwissenschafter gingen fast die Hälfte, nämlich 17, an Max-Planck-Forscher. Zu diesen gehört Gerhard Ertl, der heuer mit dem Chemie-Nobelpreis geehrt wird, während der Physiker Peter Grünberg an dem der Helmholtz-Gemeinschaft angehörenden Forschungszentrum Jülich forscht. Zuletzt ging der wichtigste Wissenschaftspreis aber zunehmend an Deutsche, die ihre wissenschaftliche Karriere in den USA gekrönt haben.

In den letzten Jahren hat die deutsche Forschungspolitik die Universitäten wiederentdeckt. Für eine Exzellenz-Initiative wurden rund zwei Milliarden Euro aufgestellt, um die sich die Hochschulen bewerben konnten. Es gab zwei Förderrunden und drei Ebenen. Auf die Ausbildung zielten die ausgeschriebenen Graduiertenschulen, auf Vernetzung die Forschungscluster. Der größte Brocken war aber für Hochschulen reserviert, die überzeugende Forschungskonzepte vorlegten.

2006 sind drei, 2007 sechs weitere von ihnen als Exzellenzuniversität ausgezeichnet worden und erhalten Fördermittel für fünf Jahre. Eine weitere Exzellenzinitiative Richtung Hochschulen wird frühestens in drei Jahren erwartet. (stlö/DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2007)