Wien/Budapest - Eine TV-Dokumentation in Schweden hat die Affäre ins Rollen gebracht, die New York Times wartete nun mit weiteren Enthüllungen auf: Es geht um mögliche Bestechungsfälle bei der Beschaffung von Abfangjägern in Tschechien und Ungarn. Im Mittelpunkt steht der österreichische Geschäftsmann Alfons Mensdorff-Pouilly, Ehemann der Ex-ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat.

Wie die Wiener Staatsanwaltschaft nun bekannt gab, wird bereits seit längerem gegen Mensdorff-Pouilly wegen des Verdachts der Bestechung ermittelt; Tschechien und Schweden haben in Wien auch schon angefragt. Konkret geht es um Mensdorff-Pouillys Beratertätigkeiten für BAE-Systems. Der Konzern hält 20 Prozent am Gripen-Hersteller Saab. In der schwedischen Dokumentation wird behauptet, der österreichische Geschäftsmann hätte über die Offshore-Firma Red Diamond mit BAE einen Vertrag zur Förderung der Gripen-Geschäfte in Tschechien und Ungarn abgeschlossen und dafür mehr als acht Millionen Euro erhalten.

Berichte über Korruption

Nun berichtet die New York Times, auch die CIA und die US-Regierung vermuteten Korruption bei den Gripen-Deals. Zwei große ungarische Parteien hätten demnach Geld bekommen, um die Verträge für die Abfangjäger zu unterstützen. In Ungarn kritisierte eine Untersuchungskommission den Beschaffungsvorgang der 14 Gripen im Jahr 2001. Die Entscheidung, die Flieger zu leasen, sei überhastet binnen weniger Monate gefallen, sagte die Kommissionsleiterin Ágnes Vadai vom ungarischen Verteidigungsministerium zum Standard. "Normalerweise dauert auch ein Häuserkauf länger." Unklar sei, warum sich die Regierung des damaligen Premiers Viktor Orbán für die Gripen entschieden hatte: Das ungarische Militär wollte MIG-Flieger erneuern oder F-16 anschaffen. Mensdorff-Pouilly weist jede Verstrickung in mögliche Korruptionsfälle zurück. Dass Ermittlungen gegen ihn laufen, wisse er aus den Medien. Bei den Gripen-Verhandlungen in Tschechien und Ungarn sei er nie beteiligt gewesen, er habe dem Unternehmen lediglich "kulturelle Informationen", also etwa über das politische Klima in dem Land übermittelt. (András Szigetvari, DER STANDARD, Printausgabe 28.11.2007)