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Foto: AP/Zak
Angeblich nennen ihn alle Ali. Beim Vornamen Alfons ist das nicht außergewöhnlich. Außergewöhnlich ist nur, dass "Ali" eben nur angeblich der Rufname ist, auf den Herr Mensdorff-Pouilly hört. Denn bei einem wie Alfons Mensdorff-Pouilly - ein Landgraf von altem Schrot und Korn - müssten alle Angeblichkeiten normalerweise längst schon von Dominic Heinzl und seinen Kollegen zu Gewissheiten gemacht worden sein.

Aber der Graf aus dem südburgenländischen Luising ist keiner aus den Seitenblicken. Ließe sich zu TV-Formaten wie diesem ein Gegenteil denken, dann müsste man sagen: im Gegenteil. Mensdorff-Pouilly ist eine physische Emanation der Diskretion.

Dass gerade so einer 1993 eine berufsbedingte Plaudertasche ehelicht, die im Handumdrehen die Größe der nunmehr gemeinsamen Küche unter die Leute bringt, lässt sich nur mit der Innigkeit der Liebe erklären, die nicht weit entfernt ist von jener, die Rosamunde Pilcher Woche für Woche kreiert und den Menschen als Floh ins Ohr setzt.

Daneben freilich ist der Gatte der früheren ÖVP-Grandin Maria Rauch-Kallat aber eher eine Art Tom Cruise, Tag für Tag beschäftigt mit einer "Mission Impossible" nach der anderen. Denn angeblich - ja, angeblich - handelt er mit Waffen oder öffnet diesen die Tür zu möglichen Käufern.

Nein, nein, erklärte er aber beim heurigen parlamentarischen Eurofighter-U-Ausschuss. Er sei weder ein Waffenhändler, noch ein -lobbyist, sondern, ja, "Bauer".

Das freilich glaubte ihm schon 1993 kaum einer. Da stolperte ÖVP-Wehrsprecher Hermann Kraft, als er mit SP-Geschäftsführer Peter Marizzi über eine angebliche Provisionszusage des Bauern über 70 Millionen Schilling (rund fünf Mio. Euro) verhandelte.

Die jüngsten Angeblichkeiten drehen sich um den Ankauf von Gripen-Flugzeugen durch die tschechische und ungarische Armee. Angeblich seien Schmiergelder geflossen. Angeblich über den britischen BAE-Konzern, für den Mensdorff-Pouillys Firma MPA tatsächlich - jedenfalls angeblich tatsächlich - als Konsulent tätig ist. Die Summe dieser Angeblichkeiten brachte den Mann, der so gern Bauer wäre auf seinen 250 Luisinger Hektar und Jäger auf seinen 2500 Hektar Pachtwald und Gutsherr auf den Gütern nördlich von Szentgotthárd, ins Zentrum einer mitteleuropäischen Schmiergeldaffäre.

Der österreichische Staatsanwalt ermittelt. Alfons Mensdorff-Pouilly zeigte sich darob "überrascht", hofft aber, dass durch die Ermittlungen "die falschen Anschuldigungen endgültig entkräftet werden".

Und so der Bauer wieder Bauer sein kann. Seit heuer aber auch auf einem schottischen Schloss. Das gehöre freilich nicht ihm, dem Landwirt, sondern "der MPA Budapest, die in Ungarn verdientes Geld dort investiert hat". (Wolfgang Weisgram/DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2007)