Lochau - Ein "repräsentatives Beispiel des Vorarlberger Spät-Historismus" sei die Rhomberg-Kaserne, steht im Bescheid des Bundesdenkmalamtes von 1981. "Heimatstil und spätromantische Auffassung" würden "wirkungsvoll" vereinigt. Die ursprüngliche Nutzung als Hotel erkläre die "malerische, landschaftsverbundene Gestaltung". Deshalb sei der Bau am Lochauer Bodensee-Ufer für die Behörde "in künstlerischer und kultureller Hinsicht" ein Denkmal.

Unter Schutz steht jedoch nicht das Strandhotel von 1910 mit seinen "spätromantischen" Balkönchen, Erkern und Fensterrundungen, sondern die von den Nationalsozialisten umgebaute Version. Eine, die von der Hotel-Romantik nur die burgartigen Zinnen übriggelassen hat. "1932 bis 1942, das ist die überlieferte Form", begründet Georg Mack vom Landeskonservatorat dies. Das Äußere der Reichszollschule müsse erhalten bleiben. Mack: "Es handelt sich ja nicht um ausgeprägte NS-Architektur."

Vier-Sterne-Superior

So lange das Ensemble als Kaserne genutzt wurde, störten die Auflagen niemanden. Nun soll aber auf der Halbinsel zwischen Bregenz und Lochau wieder ein Strandhotel entstehen. Die Bauanträge für die Wohn- und Hotelanlage "Am Kaiserstrand" wurden kürzlich eingereicht.

Vom Bund ersteigert wurde die Kaserne bereits 2005 um 6,8 Millionen Euro. Käufer war Roland Pircher, Geschäftsführer der Errichtergesellschaft "projektart". Es folgten drei Jahre zäher Verhandlungen über Denkmal- und Mieterschutz.

"Zuerst wollten wir ja rückbauen", sagt Pircher, "ich musste mich aber vom Denkmalamt überzeugen lassen." "Man würde ja auch den Petersdom nicht auf die romanische Basilika zurückführen", argumentiert Denkmalschützer Georg Mack. Und so wird das neue Hotel der gehobenen Kategorie eine strenge Fassade haben und einen noch strengeren Innenhof. "Der steht auch unter Denkmalschutz", bedauert Pircher.

Kasernen-Wellbeing

Wellbeing im Kasernenhof? So strikt seien die Auflagen dann doch nicht, sagt Georg Mack: "Der Denkmalschutz endet an der Gebäudekante. Wenn der Hof verändert wird, haben wir wohl keine rechtliche Handhabe."

Als diplomatische Lösung will Pircher einen landschaftsplanerischen Wettbewerb ausschreiben, der als Hauptaufgabe die Gestaltung von Garten- und Seeanlagen hat: "Wenn die Architekten auch den Innenhof einbeziehen, soll uns das recht sein."

Niedergerissen werden in jedem Fall die Kasernenzäune. Wie früher, zu Kaisers Zeiten, wird man wieder durch die Gebäudeanlage zum See gehen können. "Das Seeufer soll für alle zugänglich sein", versichert Bürgermeister Xaver Sinz (ÖVP). Öffentlich wie der Park werden auch der neue Bootssteg und das neue Badehaus. Start für das das Hotel "Am Kaiserstrand" soll 2010 sein. Genau 100 Jahre nach der Eröffnung des "Kaiser-Strand-Hotels". Mit einem Investitionsvolumen von 45 Millionen Euro ist das Projekt aktuell eines der größten im Land.

Teure Wohnungen

Finanziert wird das Hotel durch den Bau von zwei Wohnblöcken. Bürgerproteste dezimierten die Blöcke auf vier Geschoße. "Konsensarchitektur", sagt der Bürgermeister zu den neuen Plänen. 4500 bis 5000 Euro pro Quadratmeter werden die Wohnungen kosten. Die Nachfrage sei größer als das Angebot, freut sich Pircher - und komme aus Vorarlberg. Gefragt sind Zweitwohnungen, es zeige sich auch ein neuer Trend: "Ältere Menschen verkaufen ihre Einfamilienhäuser und kaufen sich eine kleinere Wohnung." Bevorzugt in Seenähe.

So werden auf dem früheren Kasernenareal Luxuswohnungen neben ganz billigen entstehen. Denn ein Teil des Ensembles besteht aus Mieterschutzwohnungen . Heeresangehörige wohnen dort für günstige drei Euro pro Quadratmeter. (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe, 28.11.2007)