Werkstattleiter Staub unterstützt Haftentlassene bei der Reintegration

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Zahnkränze, Kugeln, Ketten und Klingeln – das Ersatzteillager stapelt sich höher und höher an den mit Werkzeug behängten Wänden. In der Fahrradwerkstatt des Vereins "Neustart" wird alles aufgehoben und kostengünstig wiederverarbeitet. Sie ist, gemeinsam mit einem Räumungs- und Renovierungsdienst, Teil des Arbeitstrainings, das begleitend zur Bewährungshilfe angeboten wird. Hier können Haftentlassene unter Anleitung in einen Arbeitsalltag zurückfinden.

"Krisengeschichten"

Nahe der Werkstatt in der Gumpendorferstraße 70 hat Stefan Staub sein Büro. Der Abteilungsleiter des Arbeitstrainings hält sich hier aber nicht einmal die Hälfte seiner Arbeitszeit auf. Er führt Bewerbungs- und Beratungsgespräche, zahlt Geld für getane Arbeit aus und nimmt Kundenaufträge an. Auch kümmere er sich um "Krisengeschichten". Seinen Job beschreibt er als erfüllend, da sinnvoll. "Es geht darum, Grundtugenden wie Pünktlichkeit und Arbeitshaltung an die Haftentlassenen zu vermitteln", erklärt Staub. Denn sie seien auf dem Arbeitsmarkt massiv benachteiligt.

Trotz seines immer schon großen Interesses an anderen Menschen, kam er auf Umwegen zur Sozialarbeit. Er studierte Geschichte, arbeitete als Berufsorientierungs-Trainer und Kunsthändler, bis ihn sein Weg in den Sozialbereich und schließlich zu "Neustart" führte. Am Arbeitstraining schätzt er, dass die Klienten freiwillig kommen und man so einen ganz anderen Zugang zu ihnen habe. (Julia Grillmayr, DER STANDARD Printausgabe, 28.11.2007)