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Ein Demonstrant mit Fotos der beiden jungen Männer, die am Sonntag bei der Kollision ihres Minibikes mit einem Polizeiauto am Unfallort starben. Der Vorfall gilt als Auslöser für die Straßenschlachten.

Foto: EPA/Lucas Dolega

Villiers-le-Bel, wo am Sonntagabend zwei Jugendliche auf einem Motorfahrrad beim Zusammenstoß mit einem Polizeistreifenwagen umgekommen waren, befand sich in der Nacht auf Mittwoch im Belagerungszustand. Mehr als tausend Bereitschaftspolizisten in Vollmontur sicherten die Straßen ab. Anti-Terror-Gendarmen der Spezialeinheit Raid beschützten öffentliche Gebäude, Hubschrauber patrouillierten mit Scheinwerfern über der Stadt, wo zwei Drittel der 30.000 Einwohner in sogenannten heiklen Zonen wohnen.

Zu Brandschatzungen kam es damit nur noch ganz vereinzelt. Nach den zwei ersten Krawallnächten blieb die Spannung aber groß. In einzelnen Teilen Frankreichs kam es zu kleineren Ausschreitungen, so erstmals in Toulouse und Straßburg. Dort gingen je zwei Dutzend Autos in Flammen auf. Insgesamt wurden Polizeiangaben zufolge 138 Fahrzeuge abgefackelt, 39 Randalierer wurden festgenommen.

Staatschef Nicolas Sarkozy kehrte gestern von einer mehrtägigen Chinareise zurück und besuchte sofort einen verletzten Polizisten im Spital. "Wir werden die Schützen finden", erklärte er und verlangte, dass die festgenommenen Randalierer vor Geschworenengerichte kommen sollten. So "tragisch" der Tod der zwei Jugendlichen sei, könne die Republik doch "nicht tolerieren", dass mit scharfer Munition auf die Polizei geschossen werde: "Das ist versuchter Mord."

Sarkozy empfing auch die aus Afrika eingewanderten Eltern der beiden Unfallopfer und kündigte eine richterliche Untersuchung an. Über den genauen Unfallhergang gehen die Meinungen neuerdings auseinander. Die zuständige Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag erklärt, die beiden Polizisten treffe höchstwahrscheinlich keine Schuld; sie hätten sich korrekt verhalten. Dagegen sollen die zwei 15- und 16-Jährigen von links kommend und ohne Helm in den Wagen geprallt sein.

Zweifel an Polizei

Die Zeitung "Le Monde" berichtete aber am Mittwoch, ein Amateurvideo widerspreche teilweise dieser Darstellung. Die Polizei hatte auch behauptet, das Vorderteil des Polizeiwagens sei nach dem Unfall durch Passanten eingeschlagen worden und deshalb so stark beschädigt. In dem Video soll aber nichts davon zu sehen sein.

Neue Unruhen werden bei der Beerdigung der beiden Jugendlichen befürchtet. Ein Datum für das Begräbnis war bis Mittwochabend noch unklar. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2007)