Islamabad/Neu-Delhi – Pakistans Präsident Pervez Musharraf ist am Donnerstag für eine weitere Amtszeit vereidigt worden.

Acht Jahre nach seiner Machtergreifung in einem unblutigen Militärputsch regiert er nun erstmals als ziviler Staatschef. Vereidigt wurde Musharraf vom Vorsitzenden des Obersten pakistanischen Gerichtshofes.

Musharraf wurde für eine fünfjährige Amtszeit vereidigt. Damit endeten am Donnerstag acht Jahre Militärherrschaft in der südasiatischen Atommacht. Der Präsident nannte seine Vereidigung als ziviles Staatsoberhaupt einen "Meilenstein" auf dem Weg zur Demokratie in Pakistan.

Um seine rechtlich fragwürdige Wiederwahl als Präsident durchzuboxen, hatte der 64-Jährige am 3. November den Ausnahmezustand verhängt und das Verfassungsgericht mit willigen Richtern besetzt.

Musharraf gibt Kommando ab

Am Ende übermannten den General doch die Gefühle. Verstohlen wischte sich Pervez Musharraf mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen, als er am Mittwoch bei einer Zeremonie in der Garnisonsstadt Rawalpindi das Kommando an seinen Nachfolger Ashfaq Parvez Kiyani übergab. "Diese Armee ist mein Leben, meine Liebe", sagte er. Er werde "im Herzen und in der Seele" immer Soldat bleiben. 46 Jahre gehörte Musharraf dem Militär an, neun Jahre lang stand er an seiner Spitze.

Nun zog Pakistans Präsident seine "zweite Haut", wie er die Uniform nannte, aus und trat als Militärchef des Atomstaates zurück. Damit hielt er diesmal Wort – und beendete nicht nur seine umstrittene Doppelrolle, sondern begann auch seinen langsamen Abschied von der Macht. Er reagierte damit auch auf den Druck der USA und des Westens, die ihn drängten, nach acht Jahren Militärherrschaft den Weg für mehr Demokratie zu öffnen.

Notstand noch am Wochenende aufgehoben

Der TV-Sender Dawn meldete, Musharraf werde den Notstand wahrscheinlich noch vor dem Wochenende aufheben.

Ohne Uniform wird Musharraf politisch verwundbarer und schwächer dastehen. Das Militär war seine Machtbastion. Zwar gilt Kiyani als sein Vertrauter und Getreuer, doch faktisch hat nun der 55-Jährige das Sagen über die Armee. "Musharraf wird beträchtlich an Macht verlieren. Die Menschen sehen den Armeechef mehr als politisches Zentrum an als den Präsidenten", sagte der pensionierte General Talat Masood.

Macht-Troika

Damit zeichnet sich ab, dass der Frontstaat im Anti-Terror-Kampf künftig von einer Macht-Troika geführt wird. Dritter im Bunde – neben _Präsident Musharraf und Militärchef Kiyani – wird der Premierminister sein. Ob dieser Benazir Bhutto, Nawaz Sharif oder anders heißt, werden erst die Parlamentswahlen am 8. Jänner entscheiden.

Musharrafs Einfluss hängt davon, wie lange der neue Armeechef Kiyani loyal zu ihm steht – und wie stark seine Unterstützerpartei PML-Q aus den Wahlen hervorgeht. Als Präsident verfügt er aber weiter über ein wichtiges Machtmittel – er kann den Regierungschef entlassen und das Parlament auflösen. (Christine Möllhoff/red/DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2007)