Die Einführung der Abgeltungsteuer wirft ihre Schatten voraus. Steuerfreie Erträge können nur noch bis Juni 2009 realisiert werden. Zertifikate mit kurzen Laufzeiten rücken deshalb mehr und mehr in den Fokus der Anleger. Die Emittenten reagieren mit zahlreichen Produktideen. Groß im Kommen sind dabei die so genannten Multi-Zertifikate. Nach dem Bonus-Segment hat die Welle nun auch die Discounter erfasst. Und auch hier winken sehr attraktive Konditionen.

Rabatt-Papiere mit noch mehr Pepp

Alles Multi oder was? Im Bereich der Anlage-Zertifikate entwickelt sich mit den Multi-Strukturen gerade ein neuer Trend. Nachdem die hier in der vergangenen Woche bereits ausführlich vorgestellten „Multi Bonus“-Zertifikate von immer mehr Emittenten offeriert werden, schwappt die Welle nun auch auf andere Produktstrukturen über. Im Fokus der Emittenten stehen aktuell die Discount-Zertifikate, deren Konditionen durch die Erweiterung auf zwei oder mehr Basiswerte spürbar verbessert werden können. Selbst bei vergleichsweise kurzen Laufzeiten lassen sich hier bei hohen Risikopuffern sehr ansehnliche Renditechancen darstellen. Allerdings darf bei aller Euphorie um die neuen Multi-Strukturen nicht vergessen werden, dass sich auch das Risiko gegenüber den klassischen „One Asset“-Discountern entsprechend erhöht. Schließlich orientiert sich die Auszahlung bei Fälligkeit immer an der Performance des schlechtesten Basiswertes.

HSBC Trinkaus schon seit neun Jahren dabei

So wirklich neu ist die Idee übrigens nicht. Zumindest Papiere mit zwei Aktien als Basiswert gibt es im Bereich der Aktienanleihen oder Discount-Zertifikate schon lange. So brachte HSBC Trinkaus bereits im Jahr 1998 die ersten „Doppel Discount“-Zertifikate auf den Markt. Und auch heute haben die Düsseldorfer noch eine recht breite Palette solcher Papiere im Angebot, von denen allerdings die meisten noch bis Ende 2010 laufen. Mit Blick auf die aktuellen steuerlichen Rahmenbedingungen deutlich interessanter ist da das vor kurzem aufgelegte „Doppel Discount“-Zertifikat auf das DAX-Duo BASF und Bayer (ISIN DE 000 TB0 4ZW 6), welches am 22. Mai 2009 fällig wird. Etwaige Gewinne können dann steuerfrei realisiert werden, weil zum einen die zwölfmonatige Spekulationsfrist überschritten ist und zum anderen die Auszahlung vor dem Stichtag für die Abgeltungsteuer (1. Juli 2009) erfolgt. Die Basiskurse der beiden Aktien wurden bei Emission Anfang November in Höhe der damals aktuellen Notierungen platziert. Ein großer Risikopuffer wurde also nicht eingebaut. Durch den Kursrückgang der vergangenen Wochen liegt die BASF (Basiskurs: 94,28 Euro) rund zwei Prozent unter dem relevanten Niveau, Bayer (Basiskurs: 56,60 Euro) liegt hingegen schon knapp vorne.

Die Kurse fallen und die Rendite steigt

Die Kurse fallen und die Rendite steigt

Sollten die beiden Aktien am Bewertungstag am 15. Mai 2009 wieder auf oder über ihrem Startkurs liegen, wird der Doppel-Discounter zum Höchstbetrag von 1.000 Euro zurückgezahlt. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 768,00 Euro ergibt sich eine maximale Renditechance von 30,2 Prozent oder annualisierten 19,3 Prozent. Wenn sich die Kurse am Ende auf dem aktuellen Niveau und damit unter dem jeweiligen Basiskurs bewegen, orientiert sich die Auszahlung an der Aktie, die sich am schlechtesten entwickelt hat. Aktuell wäre also das zweiprozentige Minus von BASF der Maßstab, so dass das Zertifikat zu gut 980,00 Euro zurückgezahlt würde. Damit bietet der Doppel-Discounter immer noch eine Seitwärtsrendite von ca. 28 Prozent oder rund 18 Prozent pro Jahr. Wobei die erforderliche Seitwärtsbewegung eben auch von beiden Werten mindestens erfüllt sein muss. Verluste entstehen erst dann, wenn eine Aktie am Ende mehr als 25 Prozent im Minus liegt. Ein sofortiger Einstieg drängt sich dennoch nicht auf. Vor allem bei der BASF-Aktie drohen aus technischer Sicht weitere Abschläge, wenn die Unterstützung im Bereich um 90,00 Euro nachhaltig unterschritten wird. Hier sollten Sie also erst einmal in Ruhe die weitere Entwicklung abwarten.

Bei Merill Lynch ist wirklich „alles Multi“

Einen Tick besser gefallen uns da einige der ebenfalls ganz frisch aufgelegten „Multi Discount“-Zertifikate von Merrill Lynch, die in verschiedenen Varianten angeboten werden. Etwas ärgerlich ist allerdings die Tatsache, dass man bei den Papieren mit zwei Basiswerten nicht die Bezeichnung „Doppel Discounter“ übernommen hat. So können Anleger bei den Multi-Zertifikaten nicht direkt erkennen, ob hier „nur“ zwei oder doch mehr Aktien für die Rückzahlung am Laufzeitende verantwortlich sind. Bei den als Multi-Variante bezeichneten „Doppel Discount“-Zertifikaten sind zwei Papiere besonders interessant, die letzten Freitag mit einer Laufzeit bis Juni 2009 aufgelegt wurden.

Schlechte Stimmung bei den Assekuranzen

Da ist zum einen das Versicherungsduo Allianz und Münchener Rück. Das Sentiment für diese Branche könnte schlechter kaum sein. Im Zuge der Subprime-Krise in den USA wurden die Versicherungsaktien neben den Bank- und Immobilienwerten mit am schwersten verprügelt. Die Angst vor negativen Überraschungen ist hier bei Marktteilnehmern deutlich zu spüren. Zumal die Sorgen zu Wochenbeginn noch einmal verstärkt wurden, als die Swiss Re überraschend hohe Verluste vermeldete. Zuvor hatte bereits eine Studie von Goldman Sachs die Kurse der Assekuranzen belastet. Die Analysten hatten den Versicherungssektor trotz attraktiver Bewertung auf „Underweight“ abgestuft.

Im 3. Teil: Deutsche Versicherer bleiben gelassen

Deutsche Versicherer bleiben gelassen

Sowohl Allianz als auch Münchener Rück haben ihre Aussagen zu Abschreibungen in dieser Woche noch einmal bekräftigt. Die Allianz hatte im dritten Quartal gerade 575 Mio. Euro im Zusammenhang mit der Subprime-Krise abgeschrieben. Der Konzern beziffert die Vermögenswerte in diesem Bereich auf zwei Mrd. Euro, so dass von dieser Seite keine großen Belastungen mehr anfallen sollten. Bei der Münchener Rück wurden die Abschreibungen mit lediglich 150 Mio. Euro beziffert. Insgesamt sind 374 Mio. Euro mit zweitklassigen Krediten besichert. Um das richtig einzuordnen: Das sind gerade einmal 0,2 Prozent des gesamten Anlage-Portfolios des Rückversicherers.

Attraktive Bewertung versus Marktrisiko

Vor diesem Hintergrund scheint die Reaktion des Marktes doch übertrieben. Zumal die Bewertungen historisch günstig sind. Die Allianz zum Beispiel ist heute profitabler als Anfang dieses Jahrzehnts, der Kurs ist von den damaligen Höchstständen aber meilenweit entfernt. Das meiste an schlechten Nachrichten dürfte in den aktuellen Notierungen also eingepreist sein. Weil weitere Rückschläge aber natürlich trotzdem nicht ausgeschlossen werden können, macht es Sinn, die antizyklischen Wetten in diesem Sektor bewusst defensiv anzugehen. Da kommt der „Multi-Discounter“ von Merrill Lynch (ISIN DE 000 ML0 C2X 2) genau richtig. Hier wird der Höchstbetrag von 80,00 Euro im Juni 2009 selbst dann ausgezahlt, wenn beide Aktien noch einmal bis zu 20 Prozent an Wert verlieren. Trotz dieses Risikopuffers bietet das Papier immer noch eine maximale Rendite von 14,3 Prozent oder 8,8 Prozent pro Jahr. Discounter, die sich nur auf eine Aktie beziehen, bringen bei vergleichbaren Parametern Renditen, die knapp unter diesem Niveau liegen. Die geringe Differenz begründet sich mit der hohen Korrelation dieser beiden Werte.

Im 4. Teil: General Electric profitiert vom Infrastruktur-Boom

General Electric profitiert vom Infrastruktur-Boom

Bei dem zweiten neu emittierten „Multi Discounter“ werden General Electric (GE) und Siemens ins Rennen geschickt (ISIN DE 000 ML0 C2Y 0). Die Konditionen (20 Prozent Kursrückgang erlaubt) sind dabei identisch mit denen des Versicherungs-Pakets. Bei GE bleibt die Finanztochter ohne Zweifel ein Risikofaktor, weil hier in der Vergangenheit doch ein großer Anteil der Gewinne erwirtschaftet wurde. Die entscheidende 80 Prozent-Marke, über der die Aktie am Laufzeitende notieren muss, liegt jedoch auf einem Niveau, das zuletzt Anfang 2004 markiert wurde. Und die Geschäfte laufen gut, wie die jüngsten Quartalszahlen belegen. Der deutlich gestiegene Auftragseingang verspricht auch für das kommende Jahr gute Zahlen. Dabei profitiert der Konzern vor allem von der weiterhin boomenden Weltwirtschaft. So ist GE zum Beispiel im Bereich Infrastruktur sehr stark engagiert, wo auch in Zukunft starke Nachfrage zu erwarten ist.

Siemens – Frischer Wind durch neuen CEO

Auch bei Siemens brummt das Geschäft unverändert. Der Korruptionsskandal ist zwar in den Medien immer noch ein heißes Thema, für den Aktienkurs ist die Sache aber kaum noch relevant. Viel wichtiger ist, dass das Unternehmen rentabler wird und bei der Marge trotz guter Ergebnisse noch viel Luft nach oben ist. Sollte es dem neuen CEO Peter Löscher gelingen, die Margen-Lücke zu einigen Konkurrenten zu schließen, wird das jetzt schon günstig bewertete Unternehmen deutlich mehr wert sein.

Über 17 Prozent Gewinn in 18 Monaten

Größtes Risiko bei Siemens: Als Schwergewichte im DAX hängt der Kursverlauf stark von der Entwicklung des Gesamtmarktes ab, wie auch der Blick auf einen Vergleichschart zwischen dem Index und der Siemens-Aktie zeigt. Sollte der DAX von Seiten der Terminmärkte über Future-Verkäufe in die Mangel genommen werden, dann leidet darunter automatisch auch Siemens. Deshalb macht auch hier die defensive Variante Sinn. Bei einem Risikopuffer von 20 Prozent pro Aktie bietet der „Multi-Discounter“ von Merrill Lynch eine maximale Rendite von 17,4 Prozent oder annualisierten 10,6 Prozent.

Attraktive Branchen-Discounter

Noch attraktivere Konditionen bieten die neuen „Multis“ mit vier Basiswerten. Hier setzt Merrill Lynch wie schon bei seinen „Multi Bonüssen“ mit Cap auf Branchenkörbe. Lösungen gibt es im Bereich der Autos (Daimler, Porsche, Ford und GM), der Banken (BNP Paribas, Lehman Brothers, Goldman Sachs und Deutsche Bank) und der Informationstechnologie (SAP, Yahoo, Apple und Amazon). Dabei werden jeweils drei Varianten mit Risikopuffern von 100, 80 und 50 Prozent angeboten. Selbst bei den ganz defensiven „Deep-Discountern“ sind bei einer Laufzeit von 18 Monaten noch Renditen von bis zu 16 Prozent p.a. möglich. Anders als bei den „Multi Bonüssen“ gibt es hier keine ständig aktive Barriere, deren Unterschreiten automatisch zu einem Verlust der Bonus-Chance und damit in der Regel zu dicken Kursverlusten führt. Bei dem „Deep-Discounter“ auf den „Auto Basket“ drohen zum Beispiel erst Verluste, wenn der schlechteste Wert mehr als 60,3 Prozent verliert (ISIN DE 000 ML0 C2U 8). Mit Blick auf die Titelauswahl, die Begrenzung des Risikos auf zwei Aktien und die Renditechance bevorzugen wir jedoch die beiden „Zweier-Pack-Discounter“ auf Allianz/Münchener Rück und Siemens/GE.