Ende der Arbeitslosigkeit in Sicht: Absolventinnen des Etagenkräfte-Trainings

Foto: ÖHV
"Was nützt uns das weichste Kopfkissen, wenn es niemanden gibt, der es aufschüttelt?" Peter Peer, Co-Präsident der Hoteliervereinigung (ÖHV), sieht den Tourismus in der Krise. Der Grund: Geht es der Wirtschaft gut, geht es dem Gastgewerbe schlecht - zumindest, was das Personalangebot betrifft. Die Hoteliervereinigung ergreift nun selbst Maßnahmen: Asylberechtigte, eine von Arbeitslosigkeit besonders stark betroffene Gruppe, werden für Hilfsarbeiten in Tourismusbetrieben qualifiziert. Achtzehn Etagenkräfte - der moderne Ausdrück für Stubenmädchen - hätten das einwöchige Training soeben abgeschlossen, sagt Peer, sie bieten ihre Arbeitskraft nun auf der Online-Jobbörse der Hoteliers an. Ein weiterer Lehrgang in Kooperation mit dem Österreichischen Integrationsfonds soll im Jänner stattfinden.

"Fast eine Jobgarantie"

Marijam Yusupova ist eine der frisch Ausgebildeten. Sie lebt seit drei Jahren in Österreich und hofft, nun erstmals auch hier arbeiten zu können. Ihre Chancen stehen gut: "Bei den Stubenmädchen sind wir ständig am Suchen", sagt Peter Buocz, Direktor des Hotels Erzherzog Rainer in Wien-Wieden. "Wenn dann jemand sogar ausgebildet ist, kann man fast von einer Jobgarantie sprechen." Von den 18 Kurs-Absolventinnen kommen zwei alleine in seinem Haus unter. Auch die übrigen Hoteliers reagierten positiv, erzählt Peer: "Viele sagen: 'Warum habt ihr das nicht schon früher gemacht?'".

Schwer vermittelbar

5000 Tourismus-Jobs konnten laut AMS im vergangenen Sommer nicht besetzt werden. "Wenn ich niemanden habe, der mein Geschirr abwäscht und den Boden aufkehrt, kann ich das Restaurant nicht aufsperren", meint Peer. Gleichzeitig erhalten jedes Jahr zwischen 3000 und 5000 Menschen in Österreich Asyl - und damit eine Arbeitsberechtigung. Dass sie dennoch keinen Job finden, liegt nicht zuletzt an den Sprachkenntnissen. So blieb auch Marijam Yusupova der Zugang zu Sprachkursen und anderen Ausbildungen für die Dauer des Asylverfahrens jedoch de facto verwehrt, sie musste das nach der Zuerkennung nachholen. Oft scheitert es auch an der Ankerkennung der Qualifikationen, falls entsprechende Zeugnisse überhaupt zur Verfügung stehen. Integrationsfonds-Chef Alexander Janda formuliert es sarkastisch: "Wer auf der Flucht ist, hat meistens keine Bewerbungsmappe dabei".

Der größte Personalbedarf im Tourismus besteht laut ÖHV-Umfrage in Küche und Service. Die Hoteliers wollen auch hier Asylberechtigte anwerben. Den Vorwurf, die ÖHV würde den etwa 35.000 Tourismuskräften, die derzeit beim AMS gemeldet sind, die Jobs wegnehmen, lässt Peer nicht gelten: Laut einer Wifo-Studie seien nur zehn Prozent von ihnen vermittelbar. "Beim Rest scheitert es an der Mobilität oder an gesundheitlichen Gründen." (Maria Sterkl, derStandard.at, 29.11.2007)