Wien - Im BAWAG-Prozess hat Staatsanwalt Georg Krakow die Anklage ausgedehnt. Zu Beginn der Verhandlung am Nachmittag des heutigen 54. Verhandlungstags erklärte Krakow, dass die Anklage in mehreren Punkten ausgedehnt werde. Die Strafdrohung gegen die neun Angeklagten von maximal 10 Jahren Haft wird dadurch nicht erhöht, die Höhe der Schadenssumme erhöht sich wegen des hohen Schadensbetrags von 1,44 Mrd. Euro nur geringfügig.

Bei den Angeklagten Helmut Elsner, Johann Zwettler und Peter Nakowitz erhöhe sich der von ihnen verursachte Schaden der BAWAG um 2,3 Mio. Euro, nämlich um die Summe der Provisionen, die durch die Transaktionen mit vier amerikanischen Firmen entstanden seien. Nakowitz habe auch als Direktor der BIF (BAWAG International Finance) in Dublin die ihm eingeräumten Befugnisse wissentlich missbraucht, um die BAWAG durch Untreue zu schädigen, sieht die Staatsanwaltschaft nun eine bedeutendere Rolle von Nakowitz.

Wolfgang Flöttl wird zusätzlich angeklagt, er habe beim von der BAWAG erhaltenen Betriebsmittelkredit Ophelia in Höhe von 56 Mio. Euro zur Untreue gegenüber der Bank beigetragen, da er den Kredit annahm obwohl er die Rückführung des Kredits von Anfang an als sehr unwahrscheinlich angesehen habe.

Falsche Jahresabschlüsse

Der frühere BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger wird wegen falscher Jahresabschlüsse der ÖGB Vermögensverwaltung (ÖVV) und der Solidarität Privatstiftung des ÖGB angeklagt. Weninger hatte sich heute vormittag bezüglich dieser Punkte bereits schuldig bekannt, noch bevor er deswegen überhaupt angeklagt war. In der ÖGB Vermögensverwaltung (ÖVV) hätten die für die BAWAG abgegebenen Garantieerklärungen ausgewiesen werden müssen, so Krakow.

Der ehemalige BAWAG-Chef Helmut Elsner wird wegen unrichtiger Jahresabschlüsse der ÖGB-Privatstiftung angeklagt. In den Jahresabschlüssen der Privatstiftung Solidarität hätten die Kreditaufträge angegeben werden müssen, so der Staatsanwalt.

Alle früheren BAWAG-Vorstände werden wegen Bilanzfälschung der BAWAG-Bilanzen 2000 bis 2002 angeklagt, weiters auch Nakowitz und Weninger.

Elsner bleibt bei "nicht schuldig"

Nach der von Staatsanwalt Georg Krakow detailreich ausgeführten Ausdehnung der Anklage im BAWAG-Prozess wurden die neun Angeklagten wieder reihum gefragt, ob sie sich schuldig bekennen. Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner blieb bei seiner bisherigen Verteidigung und erklärte sich "nicht schuldig". (APA)