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Foto: Filmmuseum

Wien - Zwei Monate lang - von Anfang Dezember 2007 bis Ende Jänner 2008 - steht im Österreichischen Filmmuseum das Gesamtwerk von Alfred Hitchcock und damit die bisher umfassendste Schau, die in Österreich bisher zum britischen Meisterregisseur gestaltet wurde, am Programm. Im ersten Teil der Reihe ist ab Samstag, 1.12., Hitchcocks Frühwerk zu sehen, vom offiziellen Regiedebüt "The Pleasure Garden" (1925) über Highlights wie "The 39 Steps", "Sabotage", "Shadow Of A Doubt" und "Notorious" bis hin zu "The Paradine Case" im Jahr 1947.

Neben diesen ersten großen Filmen des virtuosen Angstmachers hat man im Filmmuseum auch die Gelegenheit, "die faszinierenden Abwege und Sackgassen" von Hitchcocks Karriere zu verfolgen und diverse Fremdeinwirkungen zu studieren. Letztere finden sich schon im frühen Schaffen des in London geborenen, streng jesuitisch erzogenen Alfred Joseph Hitchcock. Er beginnt 1920 als Zwischentitel-Designer bei Famous Players-Lasky und erarbeitet sich bald anspruchsvollere Funktionen. Alma Reville, seine spätere Ehefrau (und bis zuletzt wichtigste Mitarbeiterin seiner Filme), ist als erfahrene Cutterin mitverantwortlich für seinen raschen Aufstieg im Studio.

Expressionismus-Einflüsse

Mit der deutsch-englischen Koproduktion "The Pleasure Garden" gibt er 1925 sein offizielles Regiedebüt. Sein enger Kontakt zur UFA und zum deutschen Filmexpressionismus prägt aber Hitchcocks gesamtes (und überaus vielfältiges) Stummfilmschaffen. Der Krimi "The Lodger" zwei Jahre später gilt angesichts der "typischen" Thematik als sein erstes Hauptwerk, doch Hitchcocks reifster Stummfilm ist wohl das Boxermelodram "The Ring" aus dem gleichen Jahr. Mit dem ursprünglich stumm konzipierten "Blackmail" schaffte er 1929 einen fließenden und erfolgreichen Übergang zum Tonfilm.

Die Übergangszeit der frühen 1930er Jahre bietet überraschende "Hitchcockiana" wie etwa das rasant-surreale Diptychon "Number Seventeen" oder das frivole Johann-Strauß-Musical "Waltzes from Vienna". 1934 dreht Hitchcock die packende Erstversion von "The Man Who Knew Too Much" mit Peter Lorre und beginnt damit jenen Zyklus britischer Krimi-Klassiker, die ihn weltweit bekannt und zum "Master of Suspense" machen: "The 39 Steps", "Sabotage", "Secret Agent", "Young and Innocent" und "The Lady Vanishes".

Hollywood-Jahre

Das kostbare Gemisch aus Suspense, Ironie und Romantik, das bei diesen Filmen unterschiedlich dosiert zum Einsatz kommt, erregt auch in Hollywood Aufsehen. Dem Produzenten David O. Selznick gelingt es, Hitchcock mit einem Mehrjahresvertrag an sich zu binden. Mit dem gefeierten Schauermelodram "Rebecca" (1940) erobert der kühle Brite sofort das amerikanische Publikum - und legt eine Reihe brisanter zeitpolitischer Spionagethriller nach. Trotz aller Kontroversen mit Selznick erringt Hitchcock in diesen Jahren einige seiner größten künstlerischen Erfolge, auf dem Terrain der Screwball Comedy mit "Mr. And Mrs. Smith" ebenso wie im Thriller-Bereich mit "Notorious" oder "Shadow of a Doubt", das bis zuletzt sein eigener Lieblingsfilm blieb.

Das umfangreiche Frühwerk Hitchcocks wird im Filmmuseum von 1. Dezember bis 4. Jänner präsentiert, Teil zwei der Retrospektive (von 5. Jänner bis 4. Februar 2008) enthält alle Filme und TV-Arbeiten ab 1948 sowie zahlreiche Filmdokumente und Vorträge über den Regisseur. Unter anderem warten dann Highlights wie "Rear Window" (Das Fenster zum Hof), "Vertigo", "Psycho" oder "The Birds" (Die Vögel).

Anlässlich der Retrospektive im Filmmuseum zeigt das Sigmund Freud Museum von 4. Dezember bis 2. Februar die Filminstallation "Phoenix Tapes" von Christoph Girardet und Matthias Müller, in der ausnahmslos Hitchcocks Filme zum Einsatz kommen: eine bald beklemmende, bald ironische Enzyklopädie der Obsession. (APA)