Wien – Dass das Beherrschen der deutschen Sprache wesentlich zum Schulerfolg beiträgt, weiß man nicht erst seit dem jüngsten Pirls-Ergebnis – die Daten der internationalen Lesestudie machen das aber besonders deutlich: Kinder aus Zuwanderer-Familien haben große Schwierigkeiten mit der Sprache, besonders wenn bei ihnen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird. Der Unterschied zwischen Migranten erster Generation und einheimischen Kindern liegt hierzulande bei 56 Punkten, das ist der zweithöchste Wert nach England.

Trauriger Platz eins

Während diese Schüler im englischen System relativ schnell aufholen, weisen in Österreich auch die Migranten-Kinder der zweiten Generation – also jene, die bereits in Österreich geboren sind – wesentlich schlechtere Lese-Kenntnisse auf als ihre einheimischen Schulkollegen: Hier beträgt der Unterschied 31 Punkte, und das bedeutet Platz eins. Es geht übrigens auch anders, wie internationale Beispiele belegen: In Ländern wie Singapur, Katar, Neuseeland und Hongkong ist die Leseleistung von Migranten der ersten Generation wesentlich besser als die der einheimischen Schüler.

Der österreichische Pirls-Koordinator und Bildungswissenschafter Günter Haider wertet das schlechte Abschneiden von Migranten-Kindern als „Hinweis dafür, dass in vielen Ländern die erwarteten Integrations- und Sozialisationseffekte ausbleiben“. Deutschland und Österreich würde es am wenigsten gelingen, die Anderssprachigkeit zu kompensieren.

SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied kündigte daher an, bei ihren zukünftigen Maßnahmen genau dort anzusetzen: Bereits geplant sei das verpflichtende Kindergartenjahr mit spezieller Sprachförderung für Kinder mit Sprachdefiziten ab Herbst kommenden Jahres, sagte Schmied bei der Präsentation der Pirls-Ergebnisse am Mittwoch.

Auch Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) sieht angesichts der Pirls-Ergebnisse die Notwendigkeit eines verpflichtenden Kindergartenjahres vor Schuleintritt. Vor allem für Migrantenkinder wäre dies ein Gewinn, meinte der Minister am Mittwoch. Für den grünen Bildungssprecher Dieter Brosz ist das Ergebnis von Pirls „die Folge des Schüssel-Gehrer-Bildungssparkurses“. (hei/DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2007)