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Jede Menge Neuschnee auf der "Raubvogel"-Piste

Foto: REUTERS/Mike Segar
Beaver Creek/Colorado - "Ich musste wegschauen, so wild ist er durch die Luft gesegelt", sagte der österreichische Skitrainer Walter Gradwohl. Er stand am Dienstag genau beim Golden Eagle Jump, das ist eine der vielen Schlüsselstellen der als brutal geltenden Abfahrt in Beaver Creek. Dort springen die Läufer bis zu 50 Meter weit. Gradwohl sah hin, als Aksel Lund Svindal im ersten Training angebraust kam. Der 24-jährige Norweger geriet nach einem Fahrfehler in Rückenlage, stieg raketenartig auf, knallte aus großer Höhe mit Kopf und Nacken voran auf die vereiste "Raubvogel"-Piste.

Der Weltcup-Titelverteidiger zog sich einen doppelten Nasenbein- und einen Jochbeinbruch zu, er verlor einige Zähne. Außerdem erlitt er eine tiefe Schnittverletzung im Gesäßmuskel, die mit 13 Stichen genäht werden musste.

Kein Start vor Jänner

Svindal verbrachte die Nacht auf Mittwoch in der Steadman-Hawkins-Klinik in Vail. Sein Coach Marius Arnesen bezeichnete vor allem die Gesäß-Verletzung als "sehr schwer". Laut dem norwegischen Teamarzt Ola Rönsen dauert alleine die Heilung der Gesäßwunde drei Wochen, erst danach könne Svindal mit der Rehabilitation und vorsichtigem Training beginnen. "Er wird aber sehr lange dauern, bis Aksel wieder rennfahren kann", sagte Rönsen am Mittwoch in Beaver Creek. Svindal wird damit frühestens im Jänner 2008 wieder im Skiweltcup starten können.

Svindal war famos in die Saison gestartet, er gewann den Riesentorlauf in Sölden und am vergangenen Sonntag den Super-G in Lake Louise, hatte sich im Weltcup bereits ein Plus von 68 Punkten auf den Tiroler Benjamin Raich erarbeitet. Raich hat den Sturz seines Konkurrenten übrigens nicht gesehen. "Ich habe nur die Unterbrechung mitbekommen. Aber nicht, was mit ihm passiert ist. Ich hoffe, er ist bald wieder dabei."

Ein indirektes Opfer des Unfalls war auch Andre Agassi. Der ehemalige Tenniskaiser kam nach Beaver Creek, um gemeinsam mit Skikaiser Svindal seine Charity-Foundation zu präsentieren. Das wird nun ein Solo für Agassi.

Auch Buder out

An einer anderen Stelle, nämlich in der Kompression nach dem Eagle-Sprung, hat es den Niederösterreicher Andreas Buder erwischt. Beim Abfahrts-Dritten von Lake Louise wurde eine schmerzhafte Fersenprellung diagnostiziert, er reiste bereits am Mittwoch ab, in ungefähr drei Wochen sollte er wieder einsatzfähig sein. "Schade um Buder, er war ausgezeichnet in Form", bedauerte ÖSV-Herrencheftrainer Toni Giger den Ausfall. "Aber im Vergleich zu Svindal ist es fast harmlos."

In Beaver Creek wird eine Art Mini-WM ausgetragen. Das für Mittwoch geplant gewesene Abfahrts-Training musste zwar wie erwartet abgesagt werden - über Nacht waren 20 Zentimeter Neuschnee gefallen, zuviel für die Räumkommandos - am Donnerstag soll aber auf verkürzter Strecke eine aus Abfahrt und einem Slalom-Durchgang bestehende Super-Kombination stattfinden (19.00/22.30, ORF 1). Es wird keine unbedingt kurzweilige Veranstaltung werden, rund 80 Fahrer haben genannt.

Es folgen am Freitag die Spezial-Abfahrt, am Samstag der Super-G und am Sonntag ein Riesentorlauf. Raich ist in der Kombi Favorit: "Ich kann auf dieser Abfahrt ganz gut fahren. Ob ich am Freitag aber wirklich am Start bin, entscheide ich später. Zunächst denke ich ausschließlich an die Kombination und daran, dass ich zwei gute Durchgänge hinbekomme." (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 29. November 2007, APA, red)