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Seit 1990 wurden die Baupreise um 51 Prozent erhöht, die Baukosten stiegen im selben Zeitraum allerdings um 82 Prozent.

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Die hohen Kosten sind für vier von fünf Bauherren, die einen Neubau planen, der Grund, warum sie kein "offizielles" Bauunternehmen beauftragen, sondern auf "Nachbarschaftshilfe" von Freunden und Verwandten setzen. Die Baukosten müssten um ein Drittel sinken, damit dies überhaupt erst in Betracht gezogen wird, so das für Bundesinnungsmeister Johannes Lahofer "sehr überraschende" Ergebnis einer von der Innung beauftragten Gallup-Umfrage unter Personen, die in den nächsten drei Jahren den Neu- oder Umbau eines Ein- oder Zweifamilienhauses planen.

Angesichts dieser Ergebnisse fordert Lahofer die gezielte Berücksichtigung von steuerlichen Anreizen für energiesparendes und ökologisches Bauen im Rahmen der anstehenden Steuerreform. "Der Staat ist Nutznießer des Bauens", verwies der Innungsmeister am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Wien auf den recht hohen Anteil der Bauwirtschaft am österreichischen Bruttoinlandsprodukt (ca. 8 Prozent, Anm.), "da muss er eben in die Pflicht gerufen werden."

Ziegelpreis stieg in einem Jahr um 13 Prozent

Seit 1990 wurden die Baupreise um 51 Prozent erhöht, die Baukosten stiegen im selben Zeitraum allerdings um 82 Prozent. "Hier klafft eine Schere", stellte Stefan B. Szalachy, Projektleiter der Initiative "Bau fair!", fest. Allein heuer wurde Zement um zehn Prozent teurer, Ziegel sogar um 13 Prozent.

Ingrid Lusk vom Österreichischen Gallup-Institut, die die Umfrage für die Bauinnung durchgeführt hat, berichtete, dass nur 28 Prozent der angehenden Hausbauer (Neubauten) mit Baumeister/Bauunternehmer bauen. Zwei Drittel der Befragten gaben jedoch an, dies in Erwägung zu ziehen, "wenn man mich unterstützt". Immerhin 16 Prozent der Befragten wären mit einer Kostensenkung von 20 Prozent – also genau dem derzeitigen Mehrwertsteuersatz – zufrieden. Nach der Kostenfrage der zweitwichtigste Grund, einen Bauunternehmer zu beauftragen, wäre für die Befragten die dann sichergestellte Gewährleistung.

Einzelne Maßnahmen wie Steuererleichterungen oder Förderungen reichen laut der Umfrage nicht aus, um private Bauherren zum Bauen mit legalen Bauunternehmen zu motivieren. Sie sind für 63 Prozent der Umbauer und 73 Prozent der Neubauer zu gering und an zu hohe Auflagen gebunden. Für jeden zehnten Bauherrn kommt die offizielle Bautätigkeit sogar nur dann in Betracht, wenn sie nicht teurer kommt als das Bauen in Eigenregie und mit Nachbarschaftshilfe. Es bedarf der Bündelung einer Reihe von Maßnahmen zur Kostensenkung, um gewerbliche Bauleistungen durch leistbare Baupreise aufzuwerten und den Baupfusch hintanzuhalten, so das Ergebnis der Gallup-Untersuchung.

"Wo fängt Nachbarschaftshilfe an, wo endet sie?"

Eine Halbierung der Mehrwertsteuer, wie von der Bundesinnung bereits in die Diskussion eingebracht, würde den Finanzminister zunächst ca. eine halbe Milliarde Euro kosten – durch die dann steigenden Bauausgaben aber wieder hereinkommen, erklärte Lahofer. Allerdings wurde diese Maßnahme von den Befragten als am wenigsten attraktiv angesehen, um auf den "Pfusch" zu verzichten.

Dieser kostet die österreichische Bauwirtschaft laut Untersuchungen der Uni Linz übrigens rund 8,6 Milliarden Euro pro Jahr – unter anderem deshalb, weil eben nicht nur solche Bauherren auf die "Nachbarschaftshilfe" setzen, die sich das Bauen sonst nicht leisten könnten, sondern auch solche, die es sich leisten könnten. Bundesinnungs-Geschäftsführer Manfred Katzenschlager stellte zwar am Mittwoch klar: Man sei nicht grundsätzlich gegen die "Nachbarschaftshilfe" ("die ist schon wichtig"), das Problem sei aber die große Grauzone: "Wo fängt die Nachbarschaftshilfe an, wo endet sie?" (Martin Putschögl, derStandard.at, 28.11.2007)