Islamabad - Die pakistanische Armee hat im Kampf mit muslimischen Extremisten nach eigenen Angaben das Swat-Tal im Norden des Landes wieder unter ihre Kontrolle gebracht. "Die Militanten haben das Gebiet um Swat verlassen und flüchten in Richtung der Berge im Westen", sagte Armeesprecher Waheed Arshad am Mittwoch.

Seit Beginn der Militäroperation Ende Oktober hätten die Truppen mehr als 200 Extremisten getötet. Die Operation werde weitergehen, bis die letzten radikal-islamischen Aufständischen aus der Gegend vertrieben seien. Zu Opfern unter den Truppen machte Arshad keine Angaben. Nach unbestätigten Berichten starben Dutzende Soldaten.

Das Swat-Tal im Nordosten des Landes war lange ein Ausflugsziel für Touristen und vor allem populär unter Wintersportlern in den wohlhabenden Kreisen Pakistans. Eineinhalb Millionen Menschen leben in dem Tal, das knapp 150 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Islamabad liegt. Tausende flohen, als die Armee vor einer Woche eine Offensive gegen bewaffnete Islamisten ankündigte. Die waren in den vergangenen Monaten aus den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan in das Tal eingesickert, um einen Prediger, Maulan Fazlullah, zu unterstützen, der sich von der Zentralregierung losgesagt hatte.

Bezirksstadt besetzt

Die Islamisten hatten Mitte des Monats die Bezirkshauptstadt Alpurai unter ihre Kontrolle gebracht. Sie bemächtigten sich sämtlicher Verwaltungsgebäude und der Polizeizentrale. Alpurai ist die Hauptstadt des Bezirks Shangla. Die Anhänger von Fazlullah hatten seit Juli einen großen Teil der gebirgigen Region in ihre Gewalt gebracht. Der Prediger wollte im Swat-Tal das islamische Recht einführen. Nach dem Verlust der Kontrolle über weite Teile des Swat-Tals wechselte die pakistanische Armee dann die bei der Bekämpfung von Extremisten überforderten Sicherheitskräfte aus. Im Oktober waren mehr als 2500 Paramilitärs gegen den Prediger in Stellung gebracht worden.

Argument für Notstand

Musharraf hatte das Vordringen der Islamisten als einen der Gründe genannt, die ihn zur Verhängung des Ausnahmezustands am 3. November veranlasst hatten. Der Ausnahmezustand erlaubte den Einsatz von Bundestruppen im Swat-Tal. Publik gewordene Dokumente des nationalen Sicherheitsrats vom vergangenen Sommer sollen zudem belegen, dass es eine Verbindung zwischen den radikalen Besetzern der "Roten Moschee" in Islamabad und Extremisten im Nordwesten gab. Die Moschee war im Juli von der Armee gestürmt worden. Bei der anschließenden Serie von Anschlägen militanter Islamisten in Pakistans Städten starben mehr als 450 Menschen.

Kämpfe gab es bis zuletzt um das Geburtsdorf des Predigers Fazlullah im Swat-Tal. Der Islamist, der sich am Ende auf etwa 4500 Kämpfer stützen konnte, hatte eine Art Parallelregierung in einem Teil der Dörfer des Tals errichtet. Weil Fazlullah auch einen illegalen Radiosender hatte, soll sein Spitzname "Mullah Radio" lauten. (Reuters, AFP, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2007)