Keine Farbfeldmalerei, sondern unregelmäßig schattierte Bienenwachsplatten von einlullendem Duft.

Foto: Galerie
Nur eines ist noch schöner: Regelrecht weißes, in der Sonne wie Silber schimmerndes, vom Meer glattpoliertes Schwemmholz. Aber das von Johannes Girardoni verwendete Fundholz, das der in New York lebende Österreicher dort immer schwerer auftreiben kann, ist auch ... gewaltig?

Ja, gewaltig ist ein treffender Ausdruck für die unmittelbare Sinnlichkeit, mit denen die Objekte Girardonis zu faszinieren wissen. Zu rohen und dennoch weich wirkenden, ausgelaugten, verwitterten und zerfurchten Holzelementen kombiniert er mehrmals mit pigmentiertem, sanft glänzendem Wachs übergossenes Holz (vgl. Enkaustik). Überschüssiges Wachs - nein, kein einfaches Wachs: echtes Bienenwachs, das seinen betörenden Duft bis in den letzten Winkel der Galerie verbreitet - verbindet in Tropfen die übergossenen und die blanken Teile. Eine dreidimensionale Malerei, die ihre organischen, haptischen Qualitäten durch den Gegensatz in den Oberflächen der beiden vom Charakter her warmen, nach Beuys symbolisch-spirituellen Materialien zu steigern weiß. Mittels sakral geprägter Bildtypen wie dem Triptychon (Triptych - Titanium White, 2007) erlebt Girardonis Malerei eine weitere - geistig-spirituelle - Erhöhung.

All diese Qualitäten machen den 1967 in Graz geborenen Girardoni über jeden Verdacht erhaben, minimalistische Kunst in der Nachfolge von Carl Andre, Sol Lewitt oder Donald Judd zu fertigen. Ein "Freispruch", der der direkten Begegnung mit seiner Kunst bedarf. Denn in jeglicher Abbildung ist ihre Wirkung nur zu erahnen. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.11.2007)