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Ein Herz für FreundInnen...

Foto: AP/WINFRIED ROTHERMEL
Das Gute zuerst: Ein Freund, ein guter Freund. Es mag heutzutage ja einiges zu beanstanden geben (Klimaerwärmung, gerührtes Frufru, Wilfried Seipel), aber das mit der Freundschaft macht Fortschritte. Was die Alten noch aristotelische Philia-Systematik brauchten, Seelenverwandtschaft oder Vertrauensbeweise, hat man heute einfach "Freunde". Freunde sind derzeit die Trendwährung für Leute, die allein nichts mit sich anzufangen wissen. Man sammelt sie unverbindlich und löst sie bei Bedarf ein (s. a. "Friendship-Ticket" bei der TV-Psychose "Starmania").

Freunde werden besonders einfach im "sozialen Netwerk", Web 2.0 lukriert. Auf Myspace etwa kann man sich als Controller oder Im-/Exporteur mittels Mangabildchen oder Gaudi-Foto (mit Spock-Ohren, hihi!) präsentieren und kundtun, dass "Cradle of Filth" und "Slayer" zur persönlichen Lieblingsmusik und Murakami/Hesse/Harrypotter zur -lektüre zählen. Dazu stellt man einen lustigen, tiefsinnigen, Hauptsache aber englischen Merksatz und bekennt unter "mood: nachdenklich". Alsbald bestätigen dir viele andere Defiziente, dass sie gern deine Freunde sind und erhöhen deine diesbezügliche Liste derart auf 257.

Richtig Asche kassiert der Plattform-Betreiber, wenn die Freunderlwirtschaft "Networking" heißt und auf XING, StudiVZ oder Facebook stattfindet, wo es "Business-Kontakte" zu circa 57 Millionen Schreibtischluschen gibt, die auch lieber Internet spielen als zu arbeiten. (Gute können sich neuerdings auf KAIOO zum Trottel machen, da wird alles gespendet.)

Schlecht ist, dass nicht mehr nur WOMAN-Leserinnen "Freundinnen, Trost, Hilfe und ganz viele, fröhliche Userinnen" brauchen, sondern auch jeder Konto-, Handy- oder Ökostrombenutzer. Ohne Freunde lassen sich die circa 6 Euro fürs "Überzeugen Sie einen Freund davon" nämlich einfach nicht verdienen.

Versöhnliches zum Schluss: Auch Österreich hat Freundschaftsstädte, Ebensee etwa Zawiercie. (Una Wiener/Der Standard/rondo/30/11/2007)