Wenn man sie lässt, produzieren Konzernbrauereien interessante Biere - wie das Double Nugget von Zipfer.

Foto: Seidl
Es gehört zu den unter Biertrinkern verbreiteten Vorurteilen, dass die Brauer in den großen Konzernbrauereien nur einförmige und uninteressante Biere brauen könnten. Sie können auch anders, wenn man sie lässt – der Schwechater Zwickl-Bock (mit 18 Grad Stammwürze eigentlich ein Doppelbock) ist ein gutes Beispiel, auch der Gamsbock aus dem Hofbräu Kaltenhausen oder das Zipfer Pils.

Dessen herber Charakter und die scharfe Hopfung machen es zu einem der ausgeprägtesten Pilsbiere der Welt.

Aber Braumeister Günther Seeleitner, der auch Präsident des Vereins österreichischer Braumeister ist, kann noch eins draufsetzen: Kürzlich stellte er einen Sondersud mit dem schönen Namen Double Nugget vor, obwohl vom Nugget-Hopfen nicht viel zu schmecken ist: dafür dürften große Mengen Saazer und Tettnanger in dieses außergewöhnlich charaktervolle Pils gekommen sein. Der Schaum dankt die großzügige Hopfung mit einer auffallenden Festigkeit, das Aroma erinnert an frisches Heu und der Antrunk ist überwältigend hopfig – vom ersten Tropfen an legt sich eine angenehme Bittere an den Obergaumen und bleibt dort lange erhalten, so dass nach dem Schlucken ein feiner, trockener Eindruck den Nachtrunk prägt. Alle Vollmundigkeit scheint hier vom Hopfengeschmack zu kommen, es ist keinerlei Malzsüße zu spüren – dafür eine Vielfalt von blumigen Aromen der verwendeten Naturhopfen.

Man fragt sich, warum kleine Brauereien, die keinen so großen Massenmarkt zu bedienen haben wie die Zipfer, nicht ähnlich mutige Biere brauen. (Bierpapst Conrad Seidl)