Frankfurt/Main - Matthias Kierzek, Chef des angeschlagenen Frankfurter Eichborn Verlags, verlässt mit sofortiger Wirkung das Unternehmen, Nachfolger werde zum 1. Dezember Stephan Gallenkamp, bestätigte Eichborn am Donnerstag.

Die Aktie von Eichborn, der als einziger deutscher Buchverlag an der Börse notiert ist, stürzte am Donnerstagmorgen um 23 Prozent ab und notierte bei 0,63 Euro. Das Unternehmen war im Jahr 2000 an die Börse gegangen. Für 2006 wurde bei einem Umsatz von 16,7 Millionen Euro ein Fehlbetrag von 2,2 Millionen Euro ausgewiesen. In den beiden Jahren zuvor hatte der Verlag schwarze Zahlen geschrieben.

"Ganz normale Talsohle"

Mit dem Wechsel wolle der Aufsichtsrat angesichts der unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation dem Verlag "neue Impulse" verleihen, sagte eine Verlagssprecherin. Gallenkamp, der unter anderem bei dtv und auch bei Hugendubel gearbeitet habe, bringe sowohl kaufmännische Erfahrung im Verlagswesen als auch im Buchhandel mit.

Die Eichborn-Sprecherin sprach von einer "ganz normalen Talsohle" in der bewegten Eichborn-Geschichte. Das Unternehmen hatte nach seinem Börsengang im Rausch der New Economy andere Firmen aufgekauft und dabei Schiffbruch erlitten. Nach dem Krisenjahr 2003 trennte sich Eichborn wieder von seinen Beteiligungen und schaffte die Konsolidierung.

"Andere Bibliothek"

Kierzek, langjähriger Vorstand von Eichborn, hatte den "Verlag mit der Fliege" 1980 zusammen mit Vito von Eichborn gegründet. Zwischen Kierzek und den Großaktionären des Verlags um Ludwig Fresenius war es in den vergangenen Jahren zu gerichtlichen Auseinandersetzungen gekommen. Der Verlag hatte die Mehrheitseigner bei den Hauptversammlungen 2004 und 2005 von Abstimmungen ausgeschlossen. Dagegen hatte Fresenius erfolgreich geklagt. Im Sommer dieses Jahres gab es in der Folge einen personellen Wechsel im Aufsichtsrat.

Eichborn gehört seit seiner Gründung zu den schillerndsten Verlagen der Buchbranche. Das Unternehmen hat zahlreiche Bestseller herausgebracht - vom Nonsense bis zur anspruchsvollen Literatur. Als anspruchsvollstes Eichborn-Projekt gilt die renommierte "Andere Bibliothek". (APA/dpa)