Alumni-Herbsttee: v.l.n.r.: Manuela Walser (Alumni&Co-Präsidentin), Thomas Friedschröder (Unternehmensberater und Autor des Buches "Spielanleitung für Netzwerker"), Ernst Strasser, Bundesminister a. D., Michael Heritsch (Geschäftsführer der FHWien-Studiengänge der WKW), Reinhard Christl (Institutsleiter Journalismus & Medienmanagement)

Foto: Julia Krämmer

"Für das persönliche Netzwerken gibt es keine Kochrezepte", leitet Unternehmensberater und Autor des Buches 'Spielanleitung für Netzwerker', Thomas Friedschröder, sein Impulsreferat an der FH Wien ein. Doch was bringen persönliche Kontakte und das Einbinden in Netzwerke im Hinblick auf die Karriereentwicklung? Diese Frage fand Antworten bei einer Veranstaltung des Alumni&Co, AbsolventInnenverein der FH-Wien-Studiengänge der Wirtschaftskammer Wien (WKW). Die anschließende Podiumsdiskussion moderierte Reinhard Christl, Institutsleiter Journalismus & Medienmanagement.

Gefühl und Verstand

Netzwerken sei eine Bauch- und Kopfsache, so Friedschröder. Die Bauchsache: Eigentlich bauen wir ja ständig neue Beziehungen auf, durch Kommunikation, ganz ohne es zu planen. Die Kopfsache: Wenn das Netzwerken geplant wird und man gezielt überlegt, wo die Netzwerke sind, die man braucht.

Beziehungskapital

Ein Unternehmen bestehe neben dem ökonomischen und dem Humankapital auch aus seinem Beziehungskapital. Für den ehemals im Verkauf tätigen Unternehmensberater sind Beziehungen der Erfolgsfaktor der Zukunft. Er sieht Netzwerken aus der planerischen und systematischen Sichtweise, also mehr von der Kopseite her. Man müsse sich der Spielregeln bewusst werden um Netzwerke für ein Unternehmen auch nutzbar zu machen. Wichtig aus seiner Sicht: Ein Netzwerk soll nicht nur eine soziale, sondern auch eine inhaltliche Struktur haben. Netzwerken in alle Richtungen ohne Ziel hat daher seiner Ansicht nach keinen Sinn, denn es sei schließlich "mehr als Visitenkarten-Sammeln".

Aktion statt Reden

Der ehemalige Minister Ernst Strasser sieht das Ganze nicht so planerisch, er ist überzeugt: "Nicht nur über Netzwerken reden, sondern es einfach tun." Für ihn ist es wichtig auch scheinbar nicht so wichtigen Personen zu helfen, jemandem zum Beispiel zu einem Praktikum zu verhelfen, denn "derjenige wird es nie vergessen". Das Wort Networking mag er gar nicht, der Ausdruck impliziere, dass man Beziehungen aus Pflichtbewusstsein knüpfe und das bringe nichts, denn "Spaß muss es machen".

Dem schloss sich auch Jungunternehmer Hubert Nagele, Geschäftsführer identum communications gmbH, an: "Ab dem Moment, wo man Spaß hat, trifft man auch auf die richtigen Leute. Dann ist es sowohl persönlich als auch für die Karriere gewinnbringend". Sonst mache man Menschen nur zum Mittel und Zweck. Auch Robert Gausterer, von der next system VertriebsGmbH hört "Netzwerken" nicht gerne: "Das erinnert an 'Server'". Auch er sei ein Bauchnetzwerker. Aufgrund von vielen Kontakten schon vor der Unternehmensgründung habe er seinen ersten Auftrag sogar schon vor dem Unternehmen gehabt.

Unterschied zur "Freunderlwirtschaft"

Doch was ist am Netzwerken denn so neu, was macht den Unterschied zur althergebrachten "Freunderlwirtschaft" aus? Friedschröder: "Die alten Seilschaften werden weniger, denn neben guten Produkten braucht es natürlich auch Ethik um erfolgreich zu sein." Für Strasser sind vor allem Vertrauen und Diskretion entscheidend. Und nicht zuletzt solle man im Sinne von "Vorarlberg ist too small…" vor allem auch das können, was man vorgibt, wenn man Kontakte knüpft.

Kennenlernen

Die Orte für das Kennenlernen sind für jeden individuell geeignet: Für die Einen ist es ein Alumni-Treffen, ein informelles Zusammensein nach einer Veranstaltung, für die Anderen ein Sportklub oder ehrenamtliches Engagement in Vereinen. Ähnliche Wertvorstellungen können für das Beziehungen-Knüpfen sicher hilfreich sein und Wohlfühlen sollte man sich auch dabei.

Für die beiden Jungunternehmer Nagele und Gansterer ist das Hobby Sport eine gute Gelegenheit um neue Menschen kennen zu lernen – wie der Ironman in Kärnten oder die ehrenamtliche Tätigkeit als Vorstand in einem Fußball-Unterliga-Verein. Mehr als einen Auftrag haben die beiden dadurch bekommen. "Manchmal muss man auch Projekte annehmen, bei denen fast kein Gewinn herauskommt, die aber wichtiges Prestige bringen", findet Nagele, denn daraus können sich gute Folgeaufträge ergeben. (mat, derStandard.at, 02.12.2007)