Germán Muruchi Poma, Evo Morales. Die Biographie
Militzke Verlag Leipzig 2007, 222 Seiten, 30,80 Euro

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Sein Leben verwirklichte den Traum, den er schon als Bub hatte: Der einstige Schaf- und Lamahirt Evo Morales, später Pflanzer der verbotenen Kokablätter, von der Regierung verfolgter linker Gewerkschafter und Parteigründer wurde zu Boliviens erstem Präsidenten aus der indigenen Bevölkerungsmehrheit gewählt. Diese bereits bekannte Geschichte ist Basis der ersten Biografie des bolivianischen Volkstribuns.

 

Katari

Obwohl sie nicht gerade kritisch ist, wurde sie von der Süddeutschen und der FAZ durchaus wohlwollend rezensierst. Der Grund liegt in der Person des Autors. Germán Muruchi Poma (57), der Wirtschaft studiert hat und in Leipzig lebt, gehört wie Morales zu den Aymaras, dem nach den Quechuas zweitgrößten indigenen Volk Boliviens. Muruchi ist einfach näher dran, wenn er Morales' Kindheit in einer Lehmhütte im Hochland beschreibt. Er berichtet auch, wie dieser sich den Namen Evo gab (aus dem bei der Geburt 1959 erhaltenen Namen Evaristo war auf Aymara "Iwu" geworden). Den Namen "Morales" haben Vorfahren gekauft, davor sollen sie Katari (wie ein Anführer indigener Aufstände) geheißen haben.

Aus eigener Kraft wurde Morales zum effizienten Organisator und internationalen Networker, zuerst für die Sache der Koka-Bauern, die für die Legalisierung der in Bolivien gegen den Hunger und zum Ertragen großer Höhen gekauten Blätter (aber gegen Kokain-Gangster) kämpfen.

Seit Dezember 2005 propagiert er als Präsident die "Neugründung" Boliviens als Staat, in dem die Indigenas gleiche Rechte haben und die Rohstoffe nicht verschleudert werden. Zuletzt gab es gegen die geplante Verfassungsreform allerdings auch blutige Proteste. Das Militär, in Bolivien früher sehr putschfreudig, verhält sich aber noch ruhig.

(Erhard Stackl/DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2007)