United Internet fährt zweigleisig, um die Konzentration im Markt für schnelle Internetzugänge (DSL) voranzutreiben. Deutschlands zweitgrößter DSL-Anbieter stieg mit gut 20 Prozent beim Düsseldorfer Telekommunikationsnetzbetreiber Versatel ein und schließt eine Erhöhung des Anteils nicht aus. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen aus Montabaur weiter zusammen mit dem Mobilfunkdienstleister Drillisch an einer möglichen Übernahme des Konkurrenten Freenet.

127 Millionen Euro

United Internet bezahlte nach Reuters-Berechnungen insgesamt 127 Mio. Euro. Der Einstieg verhalf der Versatel-Aktie am Donnerstag zu einem Kurssprung von zeitweise fast 20 Prozent auf 24,61 Euro. "United Internet verfolgt mit der Beteiligung eine strategische Positionierung im Rahmen der erwarteten weiteren Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes", erläuterte der Käufer.

25 Prozent der Bevökerung

Versatel bietet Sprach- und Internetanschlüsse für Privat- und Geschäftskunden an und erreicht mit seinem eigenen Glasfasernetz etwa 25 Prozent der Bevölkerung. United Internet besitzt kein eigenes Netz und greift auf Infrastruktur von Wettbewerbern zurück. "Wir freuen uns auf jeden Aktionär, der an der strategischen Weiterentwicklung und Expansion der Versatel AG interessiert ist", sagte Unternehmenschef Peer Knauer.

Die erst seit April börsennotierte Versatel gehört mehrheitlich dem Finanzinvestor Apax und gilt in der Branche schon länger als Übernahmekandidat. Kaufgerüchte wurden zuletzt durch den Einstieg der Berenberg Bank angeheizt, die ihren Anteil von 15,05 Prozent Finanzkreisen zufolge an United Internet weitergegeben hat. Das Institut wollte sich nicht dazu äußern. Die Handelsvolumina der vergangenen Tage lassen vermuten, dass der 20-Prozent-Anteil von United Internet nicht ausschließlich im freien Handel erworben wurde. Apax ist aber Kreisen zufolge weiter mit rund 44 Prozent an Versatel beteiligt. Zweiter Großaktionär ist der niederländische Investor Cyrte, der zuletzt 15 Prozent hielt.

Prüfung

Apax prüft einer mit der Situation vertrauten Person zufolge verschiedene Optionen für seinen Anteil. Der Verkauf an einen strategischen Investor wie United Internet sei eine Möglichkeit, wobei es mehrere Interessenten gebe. Auch eine Zusammenlegung von Versatel mit United Internet sei eine Option, ebenso wie Zukäufe in der Telekommunikationsbranche. United Internet äußert sich nicht zu möglichen Gesprächen. Auf die Frage, ob sich das Unternehmen vorstellen könne, irgendwann in einer Holding aufzugehen, sagte ein Sprecher, United Internet sei der Handelnde und werde nicht getrieben.

Mehr Freenet

Zusammen mit Drillisch gründete United Internet das Gemeinschaftsunternehmen MSP, in das Drillisch nun auch seine restlichen Freenet-Anteile einbrachte, womit MSP rund zehn Prozent hält. Die Partner halten sich nach eigenen Angaben weiter die Möglichkeit offen, die Beteiligung an Freenet zu erhöhen. Die die Ende November auslaufende Option, weitere 18,5 Prozent vom Finanzinvestor Vatas zu übernehmen, wollen die Unternehmen aber nicht nutzen. In Branchenkreisen hieß es, der Kaufpreis sei zu hoch gewesen. Drillisch teilte mit, das Unternehmen könne seine Optionen bezüglich Freenet ohne Vollzug der Vereinbarung mit Vatas besser nutzen.

Drillisch macht sich seit längerem für eine Aufspaltung von Freenet stark, um sich das Mobilfunkgeschäft einverleiben zu können. Darüber laufen exklusive Gespräche. Ein Verkauf des Mobilfunkgeschäfts ist aber an eine Gesamtlösung für Freenet geknüpft. United Internet ist jedoch aus bilateralen Gesprächen mit Freenet über das DSL-Geschäft ausgestiegen.(Reuters)