Madrid - Juan Gelman, 77, argentinischer Dichter und Menschenrechtaktivist, erhält den diesjährigen Cervantes-Preis, die höchste literarische Auszeichnung der spanischsprachigen Welt, teilte Spaniens Kulturminister Cesar Antonio Molina am Donnerstag in Madrid mit.
Der Cervantes-Preis wurde erstmals 1976 verliehen und ist mit 90.000 Euro dotiert. Er gilt als "Literatur-Nobelpreis des spanischen Sprachraumes". Im Vorjahr hatte der Spanier Antonio Gamoneda den Preis erhalten.
Mit der Wahl Gelmans folgte die Jury den Entscheidungen der Vorjahre, abwechselnd einen Dichter aus Spanien und einen aus der Neuen Welt zu ehren.
Liebe, Erinnerung, Schmerz und Tod
Der 77-jährige Gelman, der sich auch als Journalist großes Ansehen verdiente und in Menschenrechtsfragen gegen rechte Militärdiktaturen stritt, wurde 1930 in Buenos Aires als Sohn russischer Juden geboren. Er wuchs in dem jüdischen Viertel Villa Crespo auf und kam schon früh mit der Literatur in Kontakt. Mit drei Jahren konnte er lesen und mit acht verfiel er für zwei Tage in Fieber, nachdem er Dostojewskis "Die Erniedrigten und Beleidigten" in einem Rutsch gelesen hatte.
Die Auseinandersetzung mit Liebe, Erinnerung, Schmerz und Tod prägen die Arbeiten Gelmans. 1956 erschien sein erster Gedichtband "Violin y otras cuestiones". Auf Deutsche liegen unter anderem "Dibaxu-Debajo/Darunter" (Gedichtzyklus) und "Spuren im Wasser" (Gedichte) vor. Schon als junger Mann war er auch politisch in linken Gruppen aktiv. 1976 wurde sein Sohn Marcelo von Schergen der Militärjunta verschleppt und ermordet. Dessen spanische Frau Claudia Garcia wurde ebenfalls entführt und ist bis heute verschwunden. Da sie schwanger war, begann Gelman eine jahrzehntelange Suche nach seiner Enkelin, die er 2000 in Uruguay fand.