Markus Langes-Swarovski: Börse? "Nein." Aber: "wahrscheinlich bald Corporate-Governance-Strukturen".

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STANDARD: Fast acht Millionen Besucher zählen die Kristallwelten seit der Gründung 1995. Welchen Stellenwert hat dieser "Spielplatz," wie ihn Andrè Heller nennt, im Konzern mittlerweile?

Langes-Swarovski: Es ist das Epizentrum, das sämtliche Venen, die die Marke Swarovski mittlerweile über unterschiedliche Kanäle als Organismus entwickelt hat, konzentriert.

STANDARD: Lässt sich das präzisieren?

Langes-Swarovski: Es ist eine Qualität, dass bisher mehrere Millionen Leute da waren. Wir sind bemüht, die Kristallwelten zu einem Qualitätserlebnis zu machen. Denn Erleben ist stärkste Form der Kommunikation. Der Anteil dessen, was hier umgesetzt wird, ist mit Abstand unser bestes Retail-Format, das wir weltweit haben, überproportional groß im Vergleich zu unseren anderen Retail-Outlets. Wir haben davon ja mittlerweile 1200 weltweit.

STANDARD: Wie hoch ist der Anteil der Kristallwelten am Konzern-Umsatz?

Langes-Swarovski: Es werden so etwas unter zwei Prozent sein, von dem was wir an Konsumgütern umsetzen. Wir haben hier jetzt unser Kerngeschäft seit 112 Jahren, den losen Schmuckstein, zugänglich gemacht - im neuen Crystallized Cosmos, wo sich jeder aus 1500 Komponenten von Schmucksteinen seinen eigenen Schmuck zusammensetzen kann.

STANDARD: Swarovski ist mit den Kristallwelten auch zu einem Unternehmen mit stark touristischer Akzentsetzung geworden. Wie sehr hat sich in diesen zwölf Jahren das Profil des Konzerns verändert?

Langes-Swarovski: Das Profil des Unternehmens hat sich massiv verändert. Ich würde es aber nicht zwingend als Tourismus bezeichnen. Wir können aber auch glaubwürdig unterhalten und haben nicht nur handfeste Produkte, sondern auch eine Erzählkompetenz erhalten.

STANDARD: Ist der Börsengang eigentlich kein Thema mehr?

Langes-Swarovski: Nein. Wir haben ja das Glück, das Wachstum, das wir uns vorgenommen haben, autonom finanzieren zu können.

STANDARD: Heißt das, dass die Diskussionen über eine Änderung der Unternehmensstruktur beendet sind? Bleibt Swarovski ein Familienbetrieb?

Langes-Swarovski: Dass wir heute als wachsender Betrieb unsere Strukturen optimieren müssen, ist zweifelsohne so. Aber das ist Gott sei dank bei uns eine permanente Agenda.

STANDARD: In welche Richtung müssen Sie optimieren?

Langes-Swarovski: Wir haben ein Bekenntnis zum Familienbetrieb, aber wir werden wahrscheinlich bald Corporate-Government-Strukturen haben, die für einen Betrieb in dieser Größe vernünftig sind. Es ist interessant, dass bei uns unterschiedliche System ineinander spielen, familiäre und unternehmerische.

STANDARD: Was Entscheidungen komplizierter macht?

Langes-Swarovski: Es hat sich in all den Jahren auch bestätigt: Obgleich es vielleicht komplexere Entscheidungsfindungsstrukturen gibt, haben wir uns doch toll entwickeln können. Da gibt es Ideen, Initiativen, Projekte, die einen harten Läuterungsprozess durchlaufen, und die guten schaffen es auch. (Benedikt Sauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2007)