Wien - In Österreichs Versicherungswelt bricht am 1. Dezember ein neues Zeitalter an. Denn mit dem Advent 2007 beginnt auch die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die die Gleichstellung von Männern und Frauen "beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen" vorsieht.

Wesentlichste Änderung für Versicherungsnehmer, die von einigen Anbietern bereits im Sommer umgesetzt wurde: In der Krankenversicherung darf bei Neuverträgen das sogenannte "Schwangerschafts- und Mutterschaftsrisiko" nicht mehr zu unterschiedlichen Prämien für Frauen und Männer führen. Die Krankenversicherungsprämien für Frauen werden dadurch also etwas günstiger, für Männer etwas teurer - für das Prämienaufkommen der Versicherungen ist das Ganze damit ein Nullsummenspiel.

Ein Beispiel: Bei der Generali z.B. wird die private Krankenversicherung bei Neuverträgen für einen 35-jährigen Mann um 4,3 Prozent teurer, für eine gleichaltrige Frau um 6,1 Prozent billiger.

Für alle übrigen Risiken dürfen die Assekuranzen aber weiterhin ihre Prämien und Tarife geschlechtsspezifisch kalkulieren, wenn der Unterschied durch versicherungsmathematische Grundlagen belegbar ist.

Krankenversicherung für Frauen weiter teurer

Damit wird eine Krankenversicherung für Frauen - ebenso wie ihre Rentenversicherung - auch weiterhin teurer als für gleichaltrige Männer ausfallen: Denn Frauen leben laut Statistik eben länger und sind öfter in Spitalsbehandlung als Männer.

Den Frauen bleibt dafür der Vorteil der geringeren Prämien bei der Unfallversicherung, da das Unfallrisiko von Männern statistisch deutlich höher ist. Die Generali honoriert die vorsichtigere Lebensweise von Frauen mit einer um 35 Prozent günstigeren Prämie, bei der Allianz liegt sie sogar um 40 Prozent unter jener für Männer.

Besonders bei Kfz-Versicherungen lohnen sich Prämien-Vergleiche weiterhin. Denn während bei vielen Assekuranzen wie z.B. der Uniqa nur mehr Unisex-Tarife angeboten werden, machen andere Unterschiede nach Geschlecht und Alter.

"Wir sind für risikogerechte Prämien, daher sind unsere Kfz-Versicherungen besonders für jüngere Frauen deutlich günstiger als für junge Männer. Bei älteren Versicherungsnehmern wird der Unterschied aber geringer", erläutert Allianz-Marketing-Chef Peter Loisl. Frauen, die auf Unisex-Tarife auch beim Friseur gehofft haben, werden allerdings enttäuscht: Der unterschiedliche Aufwand bei der Dienstleistung rechtfertige auch höhere Preise für Damenhaarschnitte, heißt es aus der Branche. (Gabriele Kolar, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 30.11.2007)