Der Vorwurf der Hofberichterstattung ist nicht neu in Paris, wo viele Ministerien und Redaktionen nicht nur geografisch nahe beieinander liegen. Laut Medienwissenschaftern dominiert Präsident Sarkozy die Nachrichten aber seit dem Wahlkampf und seiner Amtsübernahme stärker als all seine Vorgänger. Die Zeitung Libération, die im Wahlkampf für Sarkozys Gegnerin Ségolène Royal eingetreten war, bezeichnet Sarkozy als einen „ Chefredakteur, der jeden Morgen das Menü vorgibt und die Taktik verfolgt, ständig die Bühne zu besetzen“. Auch Journalistengewerkschaften kritisieren die Berichterstattung als „reine Öffentlichkeitsarbeit ohne Widerspruch“.
Präsident bestimmt die Schlagzeilen
An sich hätte sich der heutige Freitag für die eher originelle Operation geeignet: Die Pensionsstreiks sind vergangene Woche zu Ende gegangen, die jüngsten Banlieue-Krawalle am Abflauen. Ein Tag ohne präsidiale Stellungnahme oder TV-Bilder schien also im Bereich des Möglichen – doch es kam anders. Das heißt gleich wie bisher: Auch am Freitag bestimmt wieder der Präsident die nationalen Schlagzeilen.
Denn zum einen äußerte sich der Staatschef am Donnerstag zu den Krawallen, deren Beginn er zu seinem Leidwesen nur von seinem Staatsbesuch in China aus mitverfolgt hatte. Vor Polizisten distanzierte er sich ohne Wenn und Aber vom herrschenden Diskurs, laut dem die Gewaltexplosion nach dem Unfall zweier Jugendlicher nördlich von Paris soziale Hintergründe habe. „Was in Villiers-le-Bel passiert ist, hat nichts mit einer Gesellschaftskrise zu tun, sondern mit Gaunerherrschaft“, meinte Sarkozy, das Wort „voyous“ für Gauner benützend. Der Staat solle deshalb nicht mehr Geld in diese Vorstädte pumpen, sondern die Krawallmacher einsperren. Es gehe nicht an, „jeden Straftäter als Opfer der Gesellschaft hinzustellen“, führte Sarkozy vor den Gendarmen aus.
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