Grafik: DER STANDARD
Die Schätzungen waren zu hoch. Die Zahl der Menschen, die weltweit mit dem HI-Virus infiziert sind, ist offenbar um einige Millionen geringer als bisher angenommen, wie aus dem neusten HIV/Aids-Bericht der Weltgesundheitsorganisaton (WHO) und UNAids hervorgeht.

33,2 Millionen Infizierte

Die Methodik sei überprüft und verbessert worden, und auch aus den Ländern kämen jetzt bessere Daten, heißt es zur Begründung. Für das Jahr 2006 wurde die Zahl der Menschen, die mit dem Virus leben, von 39,5 auf 32,7 Millionen herunterkorrigiert. In diesem Jahr gibt es laut den jüngsten Schätzungen 33,2 Millionen Infizierte - viermal so viele wie die gesamte Bevölkerung Österreichs.

68 Prozent aus Subsahara Ländern

Die Länder in Subsahara-Afrika bleiben die Sorgenkinder. Dort leben 68 Prozent aller HIV-Infizierten, Aids bleibt laut Report die Todesursache Nummer eins. Aber es gibt auch positive Entwicklungen: In den meisten afrikanischen Ländern ist die Zahl der HIV-Infizierten entweder gleich geblieben oder sogar zurückgegangen, so etwa in der Elfenbeinküste, in Kenia und Simbabwe.

Präventionspolitik bei jungen Menschen

"Das ist zum Teil auf Vorbeugemaßnahmen zurückzuführen", sagt Yves Souteyrand, Koordinator für Strategische Information und Forschung im HIV-Departement der WHO. "In einer Reihe von Ländern sehen wir jetzt gute Ergebnisse der Präventionspolitik, vor allem bei jungen Menschen." In Uganda und in Kenia habe man festgestellt, dass sich das Sexualverhalten der Menschen verändert habe. Gleiches gilt, neben weiteren Faktoren, etwa für den Osten von Simbabwe, wie der Report festhält: Weniger Sex mit wechselnden Partnern, mehr Einsatz von Kondomen.

Aufbau des Gesundheitssystems

In anderen Ländern, wie in Mosambik, gibt es gegenteilige Tendenzen: Dort verzeichnet die WHO wieder mehr HIV-Infektionen, nach einer Stabilisierung der vergangenen Jahre. Mosambiks Gesundheitsminister Paulo Ivo Garrido plädiert an die Geber, sich nicht auf die Bekämpfung einer Krankheit zu beschränken - sondern sich auf den Aufbau des gesamten Gesundheitssystems zu konzentrieren. "Aids ist ein großes Problem", sagt er. "Aber welchen Sinn hat es, viel Geld dafür zu verwenden, damit eine Frau nicht an Aids stirbt - wenn sie eine Geburt oder Cholera nicht überlebt?"

Mit Roten Rüben gegen Aids

In vielen afrikanischen Ländern bleibt umstritten, wie mit der Seuche umgegangen werden soll. Schlagzeilen machte vor vier Monaten der Fall der südafrikanischen Vizegesundheitsministerin Nozizwe Madlala-Routledge. Die Ministerin, Manto Tschabalala-Msimang, hatte Rote Rüben, Knoblauch und Kartoffeln als Therapie gegen Aids propagiert und die Wirksamkeit von Medikamenten angezweifelt. Als die Ministerin gesundheitsbedingt für einige Zeit ausfiel, nutzte Madlala-Routledge die Zeit für einen radikalen Wechsel in der Aids-Politik und legte einen Fünfjahresplan vor. Die Ministerin kam zurück - Madlala-Routledge wurde gefeuert. (Julia Raabe, STANDARD, Printausgabe, 30.11.2007)