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Bei ständigem Wirtschaftswachstum und damit Wachstum bei Verkehr und Industrieproduktion sei eine Verringerung der Emissionen nur durch eine radikale Entkopplung der Emissionsentwicklung vom Produktions- und Einkommenswachstum zu erreichen, glauben die Wirtschaftsforscher vom Wifo.

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Wien - Österreich hat sich bekanntlich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt und auch schon zahlreiche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz gesetzt, um diesen Zielen näher zu kommen. Wie eine Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) zeigt, frisst der steigende Wohlstand aber den Großteil der Energiespar-Anstrengungen wieder auf.

Die CO2-Emissionen der österreichischen Gesamtwirtschaft sind seit dem "Kyoto-Referenzjahr" 1990 um insgesamt 29 Prozent gestiegen. Dem steht als "Kyoto-Ziel" eine Senkung um 13 Prozent im Durchschnitt 2008 bis 2012 gegenüber. Bei ständigem Wirtschaftswachstum und damit Wachstum bei Verkehr und Industrieproduktion sei eine Verringerung der Emissionen nur durch eine radikale Entkopplung der Emissionsentwicklung vom Produktions- und Einkommenswachstum zu erreichen, so das Wifo.

Energieeffizienz verbessert

Durch energiesparende Innovationen wurde die Energieeffizienz im Zeitraum 1990 bis 2005 um mindestens 1 Prozent pro Jahr verbessert. Das reichte jedoch nicht aus, um die emissionssteigernden Effekte des Wachstums von Produktion (Industrie), Pkw-Bestand und Gütertransportleistung (Verkehr) sowie der gesamten Wohnfläche (Haushalte) in Bezug auf den fossilen Energieverbrauch wettzumachen, heißt es in der Wifo-Aussendung.

Insgesamt nahmen die CO2-Emissionen des Sektors Industrie zwischen 1990 und 2005 um 13,5 Prozent zu. Der Anstieg des Energieverbrauchs trug dazu 20,6 Prozentpunkte bei; er wurde wiederum durch die Beschleunigung des Produktionswachstums um 33,6 Prozent erhöht, rechnet das Wifo vor. Die Verringerung der Energie- und der Emissionsintensität um rund 20 Prozent reichte somit nicht aus, um den Effekt des Produktionswachstums auf die Emissionen zu kompensieren, die Entkoppelung war lediglich "relativ" und nicht "absolut".

Zahl der Autos steigt

Im Personenverkehr sank der durchschnittliche energetische Flottenverbrauch zwischen 1990 und 2005 sogar, und auch die Nutzungsintensität je Pkw verringerte sich, jedoch nahm die Zahl der Autos je Haushalt um fast ein Viertel zu. Die Zahl der Haushalte erhöhte sich zudem um 16 Prozent. Aus der Summe der einzelnen Emissionskomponenten ergibt sich daher ein Wachstum der Pkw-bedingten CO2-Emissionen im Inland um 12 Prozent.

Die Entwicklung der CO2-Emissionen des inländischen Güterverkehrs zwischen 1990 und 2005 lässt sich in folgende Komponenten zerlegen: Während die Energieeffizienz um 30 Prozent gesteigert wurde, stiegen die Transportintensität (Tonnenkilometer je Einheit BIP) im Inland um 16 Prozent und das BIP um 32 Prozent. Insgesamt ergab sich daher ein Anstieg der CO2-Emissionen um mehr als 20 Prozent.

Die CO2-Emissionen der privaten Haushalte erhöhten sich im Zeitraum 1990 bis 2005 kaum. Allerdings hätte der geringere Energieverbrauch je Nutzfläche und ein Rückgang der Emissionsintensität durch die Umstellung der Energieträger-Zusammenstellung eine Verringerung der Emissionen um über 25 Prozent erlaubt. Wegen der Zunahme der Zahl der Hauptwohnsitze um 17 Prozent und der durchschnittlichen Nutzfläche um 14 Prozent erhöhten sich die CO2-Emissionen aber deutlich.

Beachtliche Fortschrittliche

In Bezug auf alle Indikatoren der Energieeffizienz wurden seit 1990 beachtliche Fortschritte erzielt. Die treibende Kraft des Energieverbrauchs aller Sektoren ist laut Wifo jedoch ein gewisses Muster von Einkommens- und BIP-Wachstum, das mit einer Ausweitung des Pkw- und Gebäudebestands, der durchschnittlichen Nutzfläche und der Gütertransportintensität des BIP einhergeht.

Ähnlich kompensieren auch in der Industrie Wachstumseffekte die Fortschritte bezüglich der Energieeffizienz. Das müsse bedacht werden, wenn als künftige klimapolitische Strategien wieder technische Innovationen zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger angestrebt werden, so das Wifo. In diesen Bereichen seien radikale Umwälzungen des Energiesystems - u. a. in Form von Technologiesprüngen - erforderlich, um die emissionserhöhenden Effekte des Wachstums von BIP und Kapitalbestand zu kompensieren. Dabei sei vor allem zu bedenken, dass höhere Energieeffizienz die "Serviceleistung" der Energie verbillige und dadurch wiederum nachfrageerhöhend wirke ("Rebound"-Effekt). (APA)